Die Inflation in der Euro-Zone ist im November leicht gestiegen. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Dienstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen damit gerechnet, dass die Rate bei 2,1 Prozent verharrt. In ersten Reaktionen hiess es dazu:
Stephanie Schoenwald, KFW Research:
«Auch die letzten Inflationsdaten vor dem Zinsentscheid liegen noch in der Komfortzone der Europäischen Zentralbank. Der Verbraucherpreisanstieg in der Eurozone bewegt sich weiter in der Nähe des Zwei-Prozent-Ziels. Der Ausblick für die Inflation gibt ebenfalls Anlass zu Gelassenheit. Wir erwarten, dass die Preise für europäische Verbraucher 2026 um 1,9 Prozent steigen werden. Am stärksten werden sich auch im nächsten Jahr voraussichtlich Dienstleistungen verteuern. Das unterstreichen die insbesondere in Deutschland über den Erwartungen ausgefallenen Arbeitnehmerentgelte. Das Gegengewicht dazu bildet die günstige Energiepreisentwicklung, die sich wegen Basiseffekten und staatlicher Entlastungsmassnahmen vor allem zu Jahresbeginn bemerkbar machen wird. In unserem Basisszenario gehen wir daher von stabilen Leitzinsen im nächsten Jahr aus. Allerdings besteht das Risiko, dass durch die Umlenkung günstiger Importprodukte nach Europa die Preise von Industriegütern unter Druck geraten und die EZB zu weiteren Leitzinssenkungen veranlasst wird.»
Jörg Krämer, Chefökonom Commerzbank:
«Zwar liegt die Inflation ohne die stark schwankenden Preise für Energie und Nahrungsmittel im November weiter bei 2,4 Prozent. Aber der nachlassende Lohndruck spricht dafür, dass die unterliegende Inflation in den kommenden Monaten schrittweise sinken sollte. Nach der Jahreswende dürfte sich die Spekulation über eine weitere EZB-Zinssenkung verstärken, weil die gesamte Inflationsrate wegen eines Basiseffekts kurzzeitig unter das EZB-Ziel von zwei Prozent sinken sollte.»
Alexander Krüger, Chefökonom Hauck Aufhäuser Lampe:
«Nach vorne geschaut zeichnet sich eine längere Phase mit einer preisstabilen Entwicklung ab. Es sieht weiter so aus, dass die Inflationsrate Anfang 2026 temporär knapp unter 2,0 Prozent sinken wird. Die EZB kann sich beruhigt zurücklehnen und die Leitzinsen dort belassen, wo sie sind. Sie wird wohl kaum in Zinsversuchung kommen, da ihre Inflationsprojektion von 1,7 Prozent für 2026 zu tief sein dürfte.»
(Reuters)
