US-Präsident Donald Trump hat zusätzliche Zölle von 100 Prozent auf alle Importe aus China ab dem 1. November angekündigt. Zudem würden Exportkontrollen auf sämtliche kritische Software verhängt. Als Grund nannte Trump eine Ankündigung Chinas, ab dem 1. November Exportkontrollen für praktisch alle Produkte des Landes zu verhängen. An den Börsen waren die Kurse nach Trumps Erklärung deutlich abgesackt, der Dax legte aber nach ersten Signalen der Deeskalation vom Wochenende am Montagmorgen zu. Experten sagten zu dem wieder aufgeflammten Zollkonflikt:

Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank:

«Am Wochenende arbeitete Washington bereits wieder an einer Deeskalation. Die Trump-Administration signalisierte Offenheit für ein Abkommen mit China. Damit dürften es erneut zu Gesprächen zwischen Washington und Peking kommen. Allerdings dürfte der Weg zu einer Vereinbarung dieses Mal ungleich schwerer fallen. Der chinesischen Regierung dürfte bewusst gewesen sein, dass die Ausweitung der Exportkontrollen in der vergangenen Woche die Handelskonflikte erneut anheizen wird.

Für Firmen in den USA und auch in China beginnt nun eine neue Phase der Unsicherheit. Was für Zölle gelten werden, bleibt vorerst ungeklärt. Während die US-Tech-Industrie weiter vom KI-Boom profitiert, werden weite Teile der Industrie unter der mangelnden Planbarkeit leiden. Investitionen dürften zurückgestellt werden, was in weiterer Folge auch auf dem Wachstum lastet.»

Jochen Stanzl, Chefmarktanalyst CMC Markets:

«Der Absturz des Dax am Freitag weckt böse Erinnerungen an eine Zeit an der Börse, die die Anleger schon hinter sich wähnten. Der Handelskonflikt zwischen China und den USA flammt wieder auf und schickt die Kurse in New York in den Keller. Allerdings war eine Korrektur um zwei bis drei Prozent in den grossen Indizes an der Wall Street ohnehin überfällig. Die jetzige Abkühlung der Kurse ist also mehr als gesund.»

Holger Schmieding, Chefökonom Berenberg Bank:

«Trump hat seine eigene Art, Verhandlungen zu beginnen. Seine Drohung mit 100-prozentigen Zöllen auf China bis zum 1. November scheint der Auftakt zu Gesprächen über Seltene Erden-Exporte und weitere Zugeständnisse Chinas zu sein, um einen Deal abzuschliessen. Dennoch dient dies als Erinnerung daran, dass die Unsicherheit im Welthandel, gelinde gesagt, noch nicht vorbei ist. Diese Unsicherheit und die chinesischen Versuche, ihre subventionierten Exporte von den USA auf andere Märkte umzuleiten, sind beunruhigend für die Weltwirtschaft im Allgemeinen und die europäische Industrieexportmaschinerie im Besonderen. Handelsprobleme verstärken die Abwärtsrisiken für das deutsche und europäische Wachstum für Ende 2025 und Anfang 2026. Jüngste deutsche Daten zeigen einen deutlichen Rückgang der Exportaufträge aus Ländern ausserhalb der Euro-Zone, während sich die Lage im Inland zu stabilisieren scheint, begünstigt durch den allmählichen Beginn der fiskalischen Impulse und die niedrigen EZB-Zinsen.»

Mark Haefele, Anlagechef UBS Global Wealth Management:

«Derzeit halten wir eine ausgewogene Positionierung über die verschiedenen Ebenen des Technologiesektors hinweg - von der Infrastruktur über Künstliche Intelligenz bis hin zu den Anwendungen. Mittelfristig bleiben wir sowohl für US- als auch für chinesische Tech-Unternehmen zuversichtlich. Grössere Kursrückgänge könnten daher attraktive Wiedereinstiegschancen bieten. Insgesamt gehen wir davon aus, dass der Bullenmarkt weiterhin intakt ist. Rückschläge an den Aktienmärkten sollten daher als Gelegenheit gesehen werden, um unterinvestierte Positionen in Aktien langfristig auszubauen.»

(Reuters/cash)