Die britische Notenbank hat ihren Leitzins gesenkt. Die Bank of England (BoE) entschied am Donnerstag, ihn um einen Viertelpunkt auf 4,00 Prozent herunterzusetzen. Sie hatte die geldpolitischen Zügel bereits im Februar und Mai gelockert. Ökonomen sagten dazu in ersten Reaktionen:

Philip Shaw, Chefökonom Investec: 

«Weniger die Entscheidung, die Zinsen um 25 Basispunkte zu senken, ist der entscheidende Punkt, sondern wie gespalten der Ausschuss ist. Dies führte zur ersten wiederholten Abstimmung in der Geschichte des geldpolitischen Ausschusses. Im Grunde ist der Ausschuss als Ganzes stärker über das Tempo des Inflationsrückgangs besorgt. Daher war die Bereitschaft der Mitglieder, die Zinsen zu senken, geringer als von uns erwartet. Wir prognostizieren für November weiterhin eine Zinssenkung um 25 Basispunkte. Es könnte sich jedoch um eine weitere sehr knappe Entscheidung handeln. Das Ergebnis wird natürlich von den bis dahin vorliegenden Daten abhängen.»

George Brown, Ökonom bei Schroders: 

«Die heutige Zinssenkung ist keine Überraschung, aber der weitere Weg ist alles andere als klar. Die Zahlen zu Arbeitsmarkt, Wachstum und Inflation sprechen alle für unterschiedliche geldpolitische Massnahmen. Dies spiegelt sich in den beispiellosen zwei Abstimmungsrunden wider, die für eine Mehrheit erforderlich waren. Angesichts der Unsicherheit, die die widersprüchlichen Daten mit sich bringen, hält der Ausschuss zu Recht an seinem Mantra des 'schrittweisen und vorsichtigen' Vorgehens fest.

Die Nervosität wegen des Arbeitsmarktes könnte im November eine weitere Zinssenkung auslösen. Dies wird jedoch schwer zu rechtfertigen sein, solange kein deutlicher Inflationsrückgang zu verzeichnen ist. Daher halten wir es für gut möglich, dass die Zinsen in diesem Jahr nicht unter den aktuellen Satz von vier Prozent fallen werden.»

Ralf Umlauf, Helaba: 

«Seit August letzten Jahres haben die Währungshüter auf jeder zweiten Sitzung den Basiszins reduziert. Die heutige Entscheidung fiel aber erneut nicht einstimmig. Darüber hinaus waren erstmals zwei Abstimmungsrunden nötig, um eine Mehrheit zu finden. Vier der neun Mitglieder haben letztlich für einen unveränderten Leitzins plädiert. Die Jahresteuerungsrate ist zuletzt weiter gestiegen, auf 3,6 Prozent. Die Kern-Teuerung liegt ebenfalls auf erhöhtem Niveau bei 3,7 Prozent. Wir gehen davon aus, dass der Zinssenkungsprozess noch nicht beendet ist.»

(Reuters)