Die Aktie von Zur Rose steigt am Mittwoch bis 3,5 Prozent auf 106 Franken. Seit ungefähr Mitte April ist die Aktie nicht dauerhaft unter die Marke von 100 Franken gefallen. Das ist eigentlich ein gutes Zeichen. Denn seit den 431 Franken, welche der Titel noch Mitte September 2021 erreicht hatte, war die Aktie kontinuierlich in sich zusammengefallen. Den Tiefpunkt erreichte die Aktie am 10. Mai bei knapp 96 Franken.

Schuld am Niedergang ist die verzögerte Einführung des E-Rezeptes in Deutschland, woran sich beim Geschäftsmodell von Zur Rose viele Hoffnungen knüpfen. Ursprünglich hätte das E-Rezept schon im Januar 2022 in ganz Deutschland zur Pflicht werden sollen. Doch davon ist man weit entfernt. Beim E-Rezept bekommen gesetzlich Versicherte keine Zettelchen mehr, sondern einen Code auf ihr Smartphone, mit dem sie das gewünschte Medikament von der Apotheke erhalten.

Nun geht es wieder ein wenig voran mit dem E-Rezept. In Westfalen-Lippe und in Schleswig-Holstein sollen am 1. September Pilotverfahren starten, bei denen Schritt für Schritt immer mehr Praxen und Kliniken mitmachen
und schliesslich eine flächendeckende Nutzung erreicht werden soll, wie Anfang Monat bekannt wurde. An der Börse stiess die Meldung nicht auf grosses Echo, denn immer wieder wurde die Fantasie von Investoren bei Online-Apotheken in den vergangenen Jahren enttäuscht.

Etwas Hoffnung für Investoren macht die Tatsache, dass auch traditionell pessimistische Anaysten ihre Kursziele nicht mehr ins Bodenlose senken. Die UBS, welche seit geraumer Zeit ein "Sell"-Rating auf der Aktie von Zur Rose hat, reduzierte das Kursziel für die Aktien der Online-Apotheke auf 93 von 95 Franken.  Der zuständige Analyst nimmt die Kurszielsenkung vor dem Hintergrund des neuen Zeitplans zur Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland vor. Die für die Rezept-Einführung zuständige Gesellschaft Gematik gab zwar mehr Details zur Einführung bekannt, gleichzeitig bleibe aber auch vieles offen, so der Analyst. Unter dem Strich geht die UBS für die Jahre 2022 bis 2024 weiterhin von deutlichen Verlusten für Zur Rose aus. 

Optimistischer ist die Deutsche Bank. Sie senkte das Kursziel für Zur Rose kürzlich zwar markant auf 180 von zuvor 420 Franken. Die Einstufung lautet aber weiterhin "Buy". Die Zahlen von Zur-Rose-Konkurrentin Shop Apotheke zum ersten Quartal seien im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, hiess es in einem Kommentar. Allerdings würden im Vorfeld der Einführung des E- Rezepts in Deutschland die höheren Marketing-Ausgaben die Margen belasten.

(cash)