Der Konflikt zwischen dem Backwarenhersteller Aryzta und der oppositionellen Aktionärsgruppe um Veraison erreicht eine neue Eskalationsstufe: Nachdem die Gruppe ihr Aktienpaket auf 20 Prozent ausgebaut hat, pocht sie die sofortige Einberufung einer ausserordentlichen Generalversammlung.
Diese Forderung steht nicht erst seit dem frühen Donnerstagmorgen im Raum. Die aus dem Vermögensverwalter Veraison und der spanischen Cobas zusammengesetzte Aktionärsgruppe will gleich mehrere eigene Vertreter in den Verwaltungsrat wählen lassen. Doch Aryzta spielt auf Zeit und stellt frühestens für Mitte August eine ausserordentliche Generalversammlung in Aussicht.
Aryzta zusehends in der Defensive
Dass die oppositionellen Aktionäre den Druck auf den Backwarenhersteller erhöhen, macht sich für die Aryzta-Aktie bezahlt. Zur Stunde gewinnt sie fast sieben Prozent auf 0,46 Franken.
Beobachter wähnen Aryzta zusehends in der Defensive. Allerdings seien die Absichten von Veraison weiterhin unklar, sollten die Vertreter der Aktionärsgruppe in den Verwaltungsrat zugewählt werden. Wie es weiter heisst, sei der Vermögensverwalter berüchtigt, mal eben zum nächsten Unternehmen weiterzuziehen, sofern es die Aktienkursentwicklung zulasse.
Die Zürcher Kantonalbank sieht dennoch gute Chancen, dass die Veränderung im Verwaltungsrat gelingen wird. Allerdings räumt sie ein, dass auch der neue Verwaltungsrat nicht über Wasser gehen kann. Die Zürcher Bank erhofft sich mehr Branchenwissen vom zukünftigen Gremium und gibt den fairen Wert für die mit "Übergewichten" empfohlene Aktie mit einem Franken an.
Baader-Helvea hingegen begrüsst vor allem die zusätzlichen Informationen seitens der oppositionellen Aktionäre. So sollen etwa weitere Vermögenswerte verkauft und die Bankkredite um weitere 600 Millionen Euro reduziert werden. Auch Baader-Helvea empfiehlt die Aktie zum Kauf. Das Kursziel lautet 0,70 Franken.
Enttäuschende Aktienkursentwicklung
Der Beteiligungsausbau von Veraison bei Aryzta hatte sich bereits angekündigt, nachdem sich der Vermögensverwalter kurz zuvor ganz aus dem Aktionariat des Halbleiterzulieferers Comet zurückgezogen hatte (cash berichtete).
Obwohl sich die Aryzta-Aktie von ihren langjährigen Tiefstkursen von Mitte April bei 0,28 Franken nach oben lösen konnte, errechnet sich seit Jahresbeginn noch immer ein sattes Minus in Höhe von 60 Prozent. Das Unternehmen ächzt einerseits unter der hohen Schuldenlast, andererseits aber auch unter den wirtschaftlichen Folgen des Covid19-Ausbruchs. Aryzta gilt nunmehr schon seit Jahren als eines der "Sorgenkinder" am Schweizer Aktienmarkt.