Der neue österreichische Notenbankchef Martin Kocher sieht kaum noch Spielraum für weitere Zinssenkungen der EZB. «Ich glaube, dass wir das Ende des Zinssenkungszyklus erreicht haben oder zumindest sehr nahe daran sind», sagte das EZB-Ratsmitglied der «WirtschaftsWoche» laut Vorabbericht vom Donnerstag. Die Europäische Zentralbank fahre derzeit auf Sicht und entscheide von Sitzung zu Sitzung anhand neuester Daten. «Aktuell spricht vieles für zinspolitische Stabilität», so Kocher.
Grössere Veränderungen nach unten seien wohl nur noch zu erwarten, wenn es zu einer krisenhaften Zuspitzung in der Euro-Zone und der Weltwirtschaft komme: «Daher ist es wichtig, für Krisen genug Pulver trocken zu halten», sagte Kocher.
Dies sieht auch der amtierende Chef der slowenischen Zentralbank, Primoz Dolenc, ähnlich. «Sofern es keine neuen wirtschaftlichen Schocks gibt, halte ich es für richtig, den geldpolitischen Kurs so zu belassen, wie er ist», sagte er der Nachrichtenagentur Reuters: «Dieser Kurs verstärkt weder den Inflationsdruck noch hemmt er das Wirtschaftswachstum.»
EZB-Chefin Christine Lagarde erwartet eine längere Phase annähernder Preisstabilität im Euroraum, also Inflationsraten nahe dem Ziel der Zentralbank von 2,0 Prozent. Viele Anleger rechnen damit, dass die EZB nach zwei Zinspausen in Folge weiter stillhalten wird und damit auch auf der Ende des Monats anberaumten auswärtigen Sitzung des EZB-Rats in Florenz. Die EZB hatte von Juni 2024 bis Juni 2025 im Zuge einer nachlassenden Inflation den Leitzins insgesamt achtmal gesenkt - auf das aktuell gültige Niveau von 2,0 Prozent.
(Reuters)
