Nicht einmal eine Woche ist verstrichen, seit Meyer Burger sich mit knapp 19 Prozent an Oxford Photovoltaik beteiligte. Im Gegenzug erhielten die Briten 62,29 Millionen Aktien aus dem genehmigten Kapital des Solarzulieferers zugeteilt. Seit Mittwochabend ist nun bekannt, dass Oxford Photovoltaik bereits wieder Kasse macht. Wie Meyer Burger in einer Mitteilung an die Medien schreibt, soll das Aktienpaket im Zuge eines beschleunigten Buchbildungsverfahrens zu Kursen zwischen 0,60 und 0,61 Franken bei neuen Investoren platziert werden. Angeblich seien die Bücher bereits geschlossen.

Beobachter zeigen sich erstaunt über diesen Schritt. Dass sich Oxford Photovoltaik bloss eine Woche nach Bekanntgabe der strategischen Beteiligungsnahme durch Meyer Burger wieder von den zugeteilten Aktien trenne, zeuge nicht von Zuversicht in die zukünftige Kursentwicklung. Das pure Gegenteil sei der Fall, so lautet die Einschätzung.

Die Börse reagiert unterkühlt

Die Zürcher Kantonalbank bezeichnet den Entscheid, die Aktien sofort zu platzieren, als "etwas befremdlich". Der Autor geht allerdings davon aus, dass das Start-Up Oxford Photovoltaik vor allem Barmittel benötigt und sich deshalb von der Beteiligung trennt. Die strategische Zusammenarbeit mit Meyer Burger werde letztendlich auch durch die Einsitznahme von Konzernchef Hans Brändle im Verwaltungsrat der Briten untermauert, so heisst es weiter. Die Zürcher Kantonalbank stuft die Meyer-Burger-Aktie mit "Marktgewichten" ein.

An der Schweizer Börse SIX wird die Meyer-Burger-Aktie zur Stunde noch mit einem Minus von 6,5 Prozent auf 0,635 Franken abgestraft. Die frühen Tagestiefstkurse liegen gar bei 0,62 Franken.

Das kommt nicht von ungefähr, gehen Aktienplatzierungen wie die vorliegende für gewöhnlich doch mit deutlich schwächeren Kursen einher. Nun fragt sich, in welche Hände die 62,29 Millionen Aktien fallen werden und ob die neuen Investoren diese Titel auf die Generalversammlung vom 2. Mai hin noch rechtzeitig anmelden können. Die Frist hierfür verstreicht am 2. April.

Diese Aktien könnten gegebenenfalls sogar darüber entscheiden, ob der oppositionelle Grossaktionär Sentis Capital seine Forderungen durchsetzen kann oder nicht. Die Beteiligungsgesellschaft des russisch-stämmigen Milliardärs Petr Kondrashev verlangt eine strategische Neuausrichtung sowie eine statutarische Stärkung der Aktionärsrechte.

Oxford-Beteiligung bloss «Mittel zum Zweck»?

Da sich der Verwaltungsrat von Meyer Burger gegen diese Forderungen stemmt, könnte dem Solarzulieferer an der diesjährigen Generalversammlung ein Machtkampf drohen. Angeblich bringen sich bei Meyer Burger im Hinblick darauf seit Tagen Trittbrettfahrer in Position (cash berichtete). Sentis Capital hat am Montag eigens eine Webseite lanciert, um möglichst viele Mitaktionäre hinter sich zu scharen.

Einige Beobachter sehen in der vor Wochenfrist bekanntgegebenen Kreuzbeteiligung mit Oxford Photovoltaik denn auch bloss einen Versuch Meyer Burgers, die Stimmkraft von Sentis Capital auf die Generalversammlung hin zu verwässern. Eigenen Angaben zufolge hielt Sentis Capital vor Vollzug der Schaffung 62,25 Millionen neuer Aktien rund 7 Prozent der Stimmen.

Obwohl die Meyer-Burger-Aktie zuletzt wieder etwas Auftrieb hatte, trennen sie fast 30 Prozent von den diesjährigen Höchstkursen von Ende Januar bei 0,95 Franken. Im Jahresvergleich errechnet sich gar ein Minus von 60 Prozent.