Es gebe ein riesiges Interesse an Immobilien für Life Science, sagt Eleanor Jukes, Managerin bei Legal & General. Das britische Versicherungs- und Investmentunternehmen selbst hat erst kürzlich fünf Gebäude in einem Forschungspark in Cambridge verkauft - nach einem harten Bieterwettkampf und für insgesamt 97 Millionen Pfund (knapp 116 Millionen Euro), deutlich über dem zunächst veranschlagten Wert.

Auch die Beteiligungsgesellschaft Blackstone hat über ihre milliardenschwere Portfolio-Firma BioMed Realty in mehrere Forschungsgebäuden in der britischen Universitätsstadt investiert. "Die Pandemie hat die Branche und ihre Forscher in den Mittelpunkt gerückt", sagt BioMed-Manager Bill Kane. "Es gibt einen ausserordentlichen Bedarf an Talenten und Platz."

Bisher sehr kleine Rolle

Mit einem Anteil von weniger als einem Prozent der europäischen Immobilien-Investitionen spielten Life-Science-Objekte bisher nur eine sehr kleine Rolle. Dies geht aus einem Bericht der Forschungseinrichtung für Immobilienwirtschaft, Urban Land Institute (ULI), hervor.

Doch der Fluss von staatlichen Mitteln und Wagniskapital in die Forschung ermutige Anleger zu Investitionen in entsprechende Immobilien, so das ULI. Und auch weil der Bereich der Einzelhandels- und Büroimmobilien unter dem Corona-Trend zu Online-Shopping und Homeoffice leidet, sehen Analysten ein wachsendes Interesse an Forschungsgebäuden.

«Goldenes Dreieck»

Als besonders angesagt in Europa gilt Experten zufolge Grossbritannien mit seinem "Goldenen Dreieck" aus den Forschungsstandorten London, Cambridge und Oxford, die zuletzt mit dem AstraZeneca-Impfstoff Schlagzeilen gemacht haben. Doch auch die niederländische Stadt Leiden, Sitz der J&J-Impfstoff-Tochter Janssen, steht für den Trend zu Investitionen in Immobilien für Forscher.

Solche Gebäude haben allerdings auch ihre Tücken. Schliesslich geht es nicht nur um klassische Büros und Labore, sondern mitunter auch um hoch spezialisierte Einrichtungen mit besonderen Anforderungen etwa an die Stromversorgung oder die Entsorgung gefährlicher Abfälle. Derartige Sonder-Ausstattungen sind teuer und können letztlich einen Weiterverkauf der Gebäude erschweren.

So sind denn auch längst nicht alle Experten von einem nachhaltigen Aufschwung der Forschungsimmobilien überzeugt: "Ich bin etwas skeptisch angesichts des plötzlichen Interesses", sagt beispielsweise Zachary Gauge, Analyst für europäische Immobilien bei UBS. Die Begeisterung könne kurzlebig sein. "Ich fürchte, dass es sich um eine Kurzschlussreaktion auf Covid handelt." 

(Reuters)