Kosten stören, am liebsten möchte man sie ganz vermeiden - seien es Versandkosten für Pakete, Gebühren beim Parken oder Kosten für die Vermögensverwaltung. In der Kritik stehen insbesondere jene der zweiten Säule der Altersvorsorge.
Pro Jahr würden Milliarden von Franken in der Verwaltung und Vermögensverwaltung der Vorsorgeeinrichtungen «versickern», heisst es beispielsweise in einem parlamentarischen Vorstoss der Basler SP-Nationalrätin Samira Marti. Das Anlagevolumen von rund 1282 Milliarden Franken habe «die zweite Säule zu einem lukrativen Business für Vermögensverwalter, Banken und Versicherungen gemacht».
Die absoluten Zahlen beeindrucken in der Tat: Die Pensionskasse soll jeden Versicherten im Durchschnitt 1426 Franken pro Jahr kosten, wie die «Neue Zürcher Zeitung» im Herbst 2023 schrieb. Der Betrag macht rund 1,6 Prozent eines mittleren Jahreslohns aus und könnte beispielsweise für Kurzferien eingesetzt werden.
Allein: Wer nur so denkt, verpasst Entscheidendes - dass die prozentualen Kosten tief sind und dass die Versicherten letztlich nicht unbedingt zu kurz kommen.
Zwei im August erschienene Studien besagen übereinstimmend: Die Vermögensverwaltungskosten machen im Schnitt weniger als 0,5 Prozent der Anlagen aus - im Schnitt bedeutet, es gibt eine Spanne und damit Ausreisser nach unten und nach oben. Die Untersuchung des Beratungsunternehmens PPCmetrics berichtet nun von 0,41 Prozent, jene der Beratungsfirma Complementa von 0,42 Prozent.
Ausgewiesen werden zudem die Kostenquoten der vergangenen zehn Jahre. Zwischen 2013 und 2023 sind sie zwischen 0,4 und 0,6 Prozent geschwankt. Zum Vergleich: Ein privates Vermögensverwaltungsmandat, zum Beispiel bei einer Bank, kostet oft mehr als ein Prozent des Anlagebetrags.
Weiter: Die Vermögen der zweiten Säule haben 2023 im Schnitt mehr als fünf Prozent Rendite abgeworfen. Freilich gibt es Jahre wie 2008 und 2022 mit negativer Performance. Sie sind aber nicht die Regel. Über die letzten zwanzig Jahre liegt die durchschnittliche Rendite bei 3,5 Prozent, wie Complementa berechnet hat.
Die Versicherten werden an dieser Entwicklung teilweise beteiligt. Die Altersguthaben wurden im Jahr 2023 mit durchschnittlich mehr als zwei Prozent verzinst. Zwar war die Verzinsung in zurückliegenden Jahren bisweilen höher. Gegenwärtig gibt das Gros der Kassen aber mehr als die Mindestverzinsung.
Die Bilanz der zweiten Säule fällt also positiver aus, als sie insbesondere von politisch linken Kreisen dargestellt wird. Diese haben offensichtlich ein Interesse daran, dass das Pensionskassensystem in einem schlechten Licht steht. Im Parteiprogramm der Sozialdemokraten heisst es, das Gewicht in der Altersvorsorge solle «von den Pensionskassen auf die AHV verlagert werden».
Die Kritik an den Kosten ist folglich ein Mittel zu einem politischen Zweck. Ob das Ausspielen der Säulen unseres Rentensystems mehr finanzielle Sicherheit im Alter bringt, ist zu bezweifeln. Wahrscheinlicher ist: Eine starke, zumindest den Existenzbedarf deckende Vorsorge baut auf alle drei Säulen.
25 Kommentare
Herr Zanettin: bitte seien Sie korrekt und argumentieren Sie nicht mit Prozentzahlen und falschen Aussagen. Beweis gefällig:
Aus Ihrem Text entnehme ich, dass "nur" ca. 0.41% der PK-Anlagen für die Verwaltung verbraucht werden. Das sind dann bei 1'282 Mia. (... auch eine Zahl aus Ihrem Bericht) 5.25 Mia. für die Vermögensverwaltung der Pensionskassen. Das würde die Aussage von Samira Marti eher bestätigen als widerlegen.
Gemäss Recherche verdienen die CEO's der grossen PK's Löhne in der Bandbreite von 4-8 Mio. jährlich ohne Risiken zu übernehmen. Wenn es nicht mehr rentiert, wird einfach der Umwandlungssatz oder die Risikobeiträge angepasst.
Es wäre an der Zeit, dass alle Kosten, speziell die Bankkosten aller Pensionskassen offengelegt werden. Damit könnten alle Parteien Ihre Kommentare abgeben. Es muss abgestellt werden, dass die Pensionskassen als Milchkuh aller Parteien genutzt werden. Die Banken sollten lernen, dass es ETF gibt, die fast nichts kosten und Ihnen keine Arbeit bereiten.
Man muss weder links, noch ein Rappenspalter sein um die durchaus berechtigte Kritik am Selbstbedienungsladen 2. Säule auszuüben.
- Marktstruktur: > 1'300 Kassen, bei ca. 4.4 Mio Versicherten, AuM von ca. 1'100 Mrd = ca. 850 Mio. AuM / Pk resp. < 250'000 AuM im Durchschnitt pro Versicherter => DAS ist keine sinnvolle Marktstruktur!
- 1'300 mal, Räumlichkeiten, IT, Personal, Verwaltung, Nebenkosten, VV, Mandate, Beratung, Management & VR, .... => DAS ist keine effektive und effiziente Struktur
- Markt: Nein, es gibt keinen kompetitiven Markt, da der AN keine Wahlfreiheit hat und den Vorgaben des AG's folgen muss
Es liessen sich weitere Aspekte aufführen. ES soll aber nicht nur gemeckert sein.
Handlungsoptionen:
- Pflichtsparen beibehalten, damit nicht das Gemeinwesen Armengenössigkeit im Alter tragen muss
- EINE Abwicklungsplattform für alle PK's, welche kompetitive Angebote in einer Marktgrösse von ca. 100 - 200 Anbieter bereitstellen, basierend auf Mindesgrössen wie AuM, Anzahl Versicherte, ....
- Einmal pro Jahr kann der AN über seine PK-Wahl entscheiden und ist verpflichtet, dies dem AG mitzuteilen, damit dieser ebenfalls effizient abwickeln kann.
Markt, Konkurrenz, Strukturbereinigung, Teil-Eigenverantwortung unter Respektierung der volks-, betriebs- und gesellschaftsauswirkenden Kosten und Folgen.
Das würde Milliarden an Einsparungen pro Jahr erzeugen, qualifizierte Fachkräfte freisetzen bei Nutzung von Skaleneffekten und Synergien sowie marginalen Zusatzkosten pro administrierter Einheit.
Ich stimme Ihnen zu 100% zu. Wenn der Arbeitnehmer die PK selber wählen dürfte, dann würde der Wettbewerb viel besser spielen. Es gibt ja durchaus auch vereinzelt Kassen mit sehr niedrigen Gebühren. Zudem würde ich gerne meine Aktienquote in der PK massiv erhöhen und so meinen Anlagehorizont besser nutzen.
An sich gute Überlegungen und eine kostengünstige Verwaltung ist als aktiv Versicherter natürlich auch in meinem Sinne. Allerdings sind nicht alle Punkte umsetzbar, resp. wären kontraproduktiv:
- Als Arbeitnehmer hat man durchaus ein Mitspracherecht (paritätische Kommission, AN-Vertretung)
- im PK-Markt gibt es Einrichtungen mit hohen Rentneranteilen - diese sind für Neuanschlüsse unattraktiv und werden irgendwann auslaufen. m.E. dürfte der Markt also die Anzahl PK's nach und nach reduzieren.
- Wenn sich eine Firma als Kollektiv einer PK anschliesst, erfolgt i.d.R. keine Gesundheitsprüfung der einzelnen MA - man profitiert vom Kollektiv. Könnte man sich als einzelne/r MA anschliessen, würden die günstigen und gut performenden PK's mittels Gesundheitsfragebogen die für sie unattraktiven "Risiken" ablehnen um auch attraktiv zu bleiben. Natürlich mit immensem, administrativen Aufwand verbunden.
Und @silvanodermatt: PK's dürfen gemäss BVV2 nicht mehr als 50% Aktienanteil als Asset halten. Ein höherer Anteil bedeutet auch eine höhere Sanierungsbereitschaft, falls die PK in eine Unterdeckung fällt - dieses Risiko will nicht jede Gemeinschaftseinrichtung eingehen. Der hohe Aktienanteil (50-100%) sollte deshalb der Säule 3a vorbehalten bleiben (meine Meinung).
Die Linken schauen mit Stielaugen auf das Geld Anderer. Das schliesst die Pensionskassen mit ein. Ich vermute die Linken träumen von einer staatlichen Umverteilungskasse mit ideologischen Anlagegrundsätzen. Ein solches Konstrukt würde viele gutbezahlte Jobs für die Genossen bringen. Ein solches Konstrukt würde es den Linken erlauben Geld zu Gunsten der von Ihnen privilegierten Gruppen umzuverteilen.
Hören Sie doch auf mit diesem unproduktiven und unfundierten Links-Bashing, damit kultivieren Sie nur Ihre Vorurteile weiter, zur Verbesserung der Situation trägt das gar nichts bei. Verantwortlich für die PK ist das Parlament. Die Zusammensetzung des Parlaments ist bekannt. Und was das Parlament in den letzten 20 Jahren zum Thema PK geleistet hat auch. Wenn Sie auf jemanden zeigen wollen, dass auf das Parlament, das seinen Job nicht ordentlich gemacht hat. Und dann auch sich selber, denn Sie haben dieses Parlament mitgewählt.