Der Markt für börsengehandelte Fonds (ETF, oder unabgekürzt: Exchange Traded Funds) boomt weiter. Die weltweiten Mittelzuflüsse in die passiven Anlageprodukte, die ganze Indizes nachzubilden versuchen, erreichten im Juli mit 55 Milliarden Dollar den höchsten Stand in einem Monat seit Dezember 2014. In Europa war der Juli gar ein Rekordmonat. Auch in der Schweiz hält das Investoren-Interesse an: Bereits werden an der Schweizer Börse mehr als 1220 solcher Passiv-Produkte angeboten.
Einfach und günstig - so lauten die meistgenannten Schlagworte, die im Zusammenhang mit ETF fallen. Denn die Anlagestrategie ist ja eben passiv, hohe Kosten für einen Fondsmanager fallen weg. Doch auch beim Umgang mit ETF, bei Auswahl, Kauf oder Verkauf, zeigen sich einige Tücken. Denn verschiedene Produkte, die ein- und denselben Index abbilden, können punkto Performance bedeutende Unterschiede aufweisen.
Von den Schweizer Börsenindizes ist es der Swiss Performance Index (SPI), dem die meisten ETF folgen. Die drei Produkte von iShares, Commerzbank und UBS haben zwar alle das Ziel, den Verlauf des SPI möglichst genau nachzuahmen. Doch wie die Tabelle zeigt, gelingt das nicht allen gleich gut.
ETF auf den Swiss Performance Index seit Anfang Jahr
ETF-Name | Performance seit 01.01.16 | TER | ISIN |
UBS ETF SPI (physisch) | -2,17% | 0,15% | CH0131872431 |
iShares Core SPI (physisch) | -2,16% | 0,1% | CH0237935652 |
Comstage SPI TR (synthetisch) | -3,26% | 0,4% | LU0603946798 |
SPI | -2,06% |
Quellen: Hinder AM, cash, SIX (TER=Verwaltungsgebühr)
Der breite Aktienindex SPI steht seit Anfang Jahr knapp 2 Prozent im Minus. Die Rendite der ETF variiert aber zwischen -2,16 und -3,26 Prozent. Die deutsche Zeitung "Welt" hat übrigens festgestellt, dass auch ETF, die den deutschen Leitindex Dax nachbilden, unterschiedlich stark vom Index abweichen.
Wie ist das möglich? Einerseits ist wichtig, wie der ETF den entsprechenden Index abbildet, sagt ETF-Spezialist Andri Peer zu cash. Bei der physischen Variante (siehe UBS und iShares) werden alle Werte des Index gekauft und so gewichtet, wie sie im SPI vorhanden sind. Dabei kann es zu Abweichungen kommen, weil mitunter viel Geld in einen ETF hinein- oder hinausfliesst. Bis dieses entsprechend platziert ist, hat sich die Zusammensetzung des Index eventuell bereits wieder verändert.
Die zweite Replikationsmethode, die synthetische (siehe Comstage), umgeht diesen grossen Aufwand, indem mit einer Drittpartei gegen Gebühr Tauschgeschäfte abgeschlossen werden (so genannte Swaps). Der ETF-Anbieter kann beliebige Titel halten, aber der Dritte sorgt dafür, dass dennoch die Performance des Basis-Index herausschaut. "Die synthetische Variante kann Sinn machen, wenn einzelne Titel schwierig zu handeln sind", sagt Peer, der sich auf die Vermögensverwaltung mit ETF spezialisiert hat.
Synthetische ETF gelten als komplizierter und weniger transparent. Auch wird häufig bemängelt, dass die involvierte Gegenpartei pleitegehen kann – mit Konsequenzen für die Anleger. Doch in Bezug auf die Rendite können synthetische Produkte durchaus Vorteile haben, auch wenn das im obigen Vergleich nicht ersichtlich ist.
Bei den ETF-Kosten geht die Schere auf
Die Kosten sind der zweite wichtige Punkt, wenn man verschiedene ETF vergleicht. Im Unterschied zu aktiv verwalteten Fonds sind Passiv-Produkte per se günstiger. Doch auch hier geht die Schere auseinander. ETF auf Schweizer Indizes belasten die Rendite mit der Verwaltungsgebühr TER (enthält verschiedene Management- und Verwaltungsgebühren) zwischen 0,1 und 0,45 Prozent.
Die Unterschiede bewegen sich im tiefen Komma-Bereich. Auf die Dauer kann das aber ins Geld gehen. Wer 10'000 Franken investiert, dem entgehen über die Jahre so Hunderte von Franken. "Die Höhe des TER ist oft ein Marketing-Instrument, kann aber auch von der Replizierungsmethode abhängen", sagt Peer.
Die ETF-Verwaltungsgebühren sind in den letzten Jahren bereits deutlich gesunken. Laut Experten können sie aber noch stärker fallen, wenn die investierten Volumen weiter zunehmen. Für Anleger heisst das: Vor dem Kauf noch genauer hinsehen.
Versteuerung nicht vergessen
ETF-Spezialist Alex Hinder von Hinder Asset Management bringt einen weiteren Punkt ins Spiel. Bei der Selektion sei nicht nur die Verwaltungsgebühr wichtig. Die Gesamtrendite hänge auch von steuerlichen Faktoren ab. Liegt das Fondsdomizil nicht in der Schweiz, kann der Fonds und somit auch der Anleger die Verrechnungssteuer nicht zurückfordern. Von den drei besprochenen SPI-ETF betrifft das den Comstage-ETF, der in Luxemburg beheimatet ist, wie auch die ISIN-Nummer zeigt.
Bei der Wahl eines ungünstigen Fondsdomizils kann der Performancenachteil bis zu 1 Prozent pro Jahr betragen, sagt Hinder im Gespräch mit cash. Er rät Schweizer Anlegern deshalb, dass sie auf Schweizer Indizes nur ETF mit Domizil Schweiz wählen sollten.