Das Pfund Sterling ist im frühen Montagshandel um 4,7 Prozent abgesackt, nachdem Grossbritanniens Schatzkanzler Kwasi Kwarteng signalisiert hat, weitere Steuersenkungen voranzutreiben. Im Zuge eines sich über 20 Minuten erstreckenden Kurseinbruchs wurden für die britische Währung zeitweise nur noch 1,0350 Dollar gezahlt. So schwach war das Pfund noch nie.

Die Baisse hatte am Freitag mit einem Pfund-Einbruch von 3,6 Prozent begonnen, nachdem die Regierung von Premierministerin Liz Truss die grössten Steuererleichterungen seit einem halben Jahrhundert auf den Weg gebracht hatte. Sollte sich die Wechselkurstalfahrt in dieser Woche fortsetzen, besteht die Gefahr einer tieferen Krise, die eine rasche politische Reaktion erzwingen könnte.

"Es gab einen Flash-Crash beim Pfund - das ist unbestreitbar", sagte Mingze Wu, Devisenhändler bei der StoneX Group in Singapur. Möglicherweise seien Stop-Loss-Marken gerissen worden. "Und dann übernahmen die Algos das Ruder."

Parität zum Dollar noch in diesem Jahr?

An den Optionsmärkten wird inwischen eine Wahrscheinlichkeit von 54 Prozent eingepreist, dass das Pfund Sterling in diesem Jahr auf die Parität zum Dollar fällt.

Kwarteng hat den Spitzensteuersatz abgeschafft und den Basissteuersatz um einen Prozentpunkt gesenkt. Am Sonntag zeigte er sich unbeeindruckt von der heftigen Finanzmarktreaktion, die zu einem Ausverkauf beim Pfund und britischen Staatsanleihen führte. Im BBC-Fernsehinterview wollte er sich nicht zu den Marktbewegungen äussern, kündigte zum Thema Steuersenkungen jedoch an, es werde "noch mehr geben".

"Wir sind erst 19 Tage im Amt", sagte der Schatzkanzler. "Ich möchte, dass die Menschen im Laufe des nächsten Jahres mehr von ihrem Einkommen behalten, denn ich glaube, dass es die Briten sind, die diese Wirtschaft vorantreiben werden."

(Bloomberg)