Es ist die Nachricht des Morgens: Novartis tritt die 36,5-Prozent-Beteiligung am Consumer Health Joint-Venture an das Partnerunternehmen GlaxoSmithKline ab. Aus dieser Transaktion fliessen den Baslern rund 13 Milliarden Dollar zu.

Nach den Kursverlusten der letzten Wochen geht es für die Novartis-Aktie an der Schweizer Börse SIX erst einmal nach oben. Zur Stunde gewinnt die Aktie 2,3 Prozent auf 76,10 Franken und beschert damit dem Swiss Market Index (SMI) ein Plus von gut 35 Punkten.

Die Aktionäre gehen allerdings leer aus. Novartis will den Verkaufserlös in ergänzende Firmenübernahmen fliessen lassen. Damit lösen sich die Hoffnungen rund um eine grosszügige Sonderdividende oder eine Aufstockung des mit 5 Milliarden Dollar dotierten Aktienrückkaufprogramms in Luft auf.

Doch auch angesichts des durchwachsenen Erfolgsausweises bei früheren Übernahmen stossen diese Pläne an den Märkten auf gewisse Vorbehalte. Anstatt zu kleineren, ergänzenden Firmenkäufen könnte sich der Basler Gesundheitskonzern zu einer Grossübernahme verleiten lassen, so wird befürchtet.

Sind die Briten die Gewinner?

Der für die Zürcher Kantonalbank tätige Pharmaanalyst begrüsst den Ausstieg aus dem Geschäft mit nicht-verschreibungspflichtigen Medikamenten. Er hält den von Novartis verhandelten Preis in Anbetracht der Wachstumsaussichten und der Rentabilität des Joint-Ventures für fair und sieht das Unternehmen unter der Führung von Vas Narasimhan zu einem der modernsten Pharmahersteller aufsteigen. Der Analyst empfiehlt die Aktie deshalb weiterhin mit "Übergewichten" zum Kauf.

Zurückhaltender äussert sich sein Berufskollege bei der Bank Vontobel. Er zeigt sich vom Zeitpunkt des Rückzugs aus dem Joint-Venture überrascht und lässt zwischen den Zeilen durchblicken, dass er den Verkaufspreis als tief beurteilt. Der Vontobel-Analyst selbst hätte bei einem Preis von 16 Milliarden Dollar mit einer Gewinnverwässerung für Novartis von 5,5 Prozent gerechnet. Das Anlageurteil für die Novartis-Aktie lautet weiterhin "Hold", das Kursziel von 80 Franken wird "überprüft".

Joint-Venture liess die Gewinne sprudeln

Anders tönt es bei Kepler Cheuvreux: Der Broker liess den Anteil am Joint-Venture bisweilen mit 11 Milliarden Dollar in sein Bewertungsmodell für Novartis einfliessen. Die Novartis-Aktie wird bei Kepler Cheuvreux mit einem Kursziel von 88 Franken zum Kauf empfohlen.

Händler verweisen hingegen darauf, dass Novartis aus dem Joint-Venture Jahr für Jahr im grossen Stil Barmittel zugeflossen seien. Da der Beteiligungskauf bei GlaxoSmithKline schon ab dem laufenden Jahr die Gewinne verdichten und zur Barmittelgenerierung beitragen sollte, gelten denn auch die Briten als Gewinner der Transaktion.

Wie es im hiesigen Handel weiter heisst, kommt der Rückzug aus dem Joint-Venture mit GlaxoSmithKline nicht überraschend. Solche Forderungen aus dem Aktionariat gab es schon eine ganze Weile (cash berichtete). Treibende Kraft hinter dem Beteiligungsverkauf sei aber das britische Partnerunternehmen gewesen, so lautet der Tenor. Mehr als einmal hatte GlaxoSmithKline in der Vergangenheit Interesse am Joint-Venture-Anteil von Novartis signalisiert.