In diesen Tagen feiert der Pharma- und Diagnostikkonzern Roche sein 125-jähriges Bestehen. Als wäre das so gewollt, weist die Inhaberaktie rechtzeitig zum prestigeträchtigen Firmenjubiläum der Basler einen Kursaufschlag von etwas mehr als 13 Prozent gegenüber dem Genussschein auf. Das ist soviel wie seit gut zehn Jahren nicht mehr.

Presseartikel liefert mögliche Erklärung

Das überrascht insofern, als dass sich Grossinvestoren vorwiegend im Genussschein tummeln. Zum einen ist dieser deutlich besser handelbar als die Inhaberaktie und zum anderen wird nur der Genussschein in den gängigen Börsenbarometern wie etwa dem Swiss Market Index (SMI) berücksichtigt.

Eine mögliche Erklärung für diese Anomalie liefert Bloomberg. Wie die Nachrichtenagentur kürzlich meldete, hat sich das japanische Investmentvehikel Softbank mit 5 Milliarden Dollar bei Roche eingenistet (cash berichtete). Genaueres ist nicht bekannt, ging bei der Schweizer Börse SIX doch bis zum heutigen Tag keine klärende Beteiligungsmeldung ein. Hätten sich die Japaner über die Inhaberaktie eingekauft, müssten sie sich eigentlich zu erkennen geben. Das gibt Rätsel auf.

Der cash Insider zum Écart

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Vontobel zufolge gibt es allerdings gerade im Bereich "Big Data" durchaus Anknüpfungspunkte zwischen den beiden Unternehmen. Wie die Zürcher Bank weiter festhält, wäre eine solche Beteiligungsnahme ein unmissverständlicher Hinweis dafür, dass die Basler mit ihrem datenbezogenen Forschungs- und Entwicklungsansatz einen zukunftsträchtigen Weg eingeschlagen haben. Vontobel sieht sich deshalb sowohl in der Kaufempfehlung als auch im Kursziel von 395 Franken für den Genussschein bestärkt.

Die einzige Bank, die sowohl den Genussschein als auch die Inhaberaktie von Roche abdeckt, ist die UBS. Noch hat sich die grösste Schweizer Bank nicht zum Kursaufschlag letzterer geäussert. Sie selbst stuft jedoch sowohl den Genussschein als auch die Inhaberaktie mit "Neutral" und demselben 12-Monats-Kursziel von 350 Franken ein.

Rückblickend begann sich die Inhaberaktie schon ab Ende Februar vom Genussschein nach oben abzukoppeln. Damals wechselten innerhalb weniger Stunden mal eben schnell etwas mehr als 2,5 Millionen Inhaberaktien mit einem Verkehrswert von nicht weniger als 770 Millionen Franken die Hand (der cash Insider wies früh darauf hin). Das ist ein Vielfaches der 35'000 bis 50'000 Titel, welche an gewöhnlichen Tagen gehandelt werden.

Ähnliche Beobachtungen gab es schon im Frühling 2011

Der enge Markt erklärt sich damit, dass sich von den 160 Millionen ausstehenden Inhaberaktien gut 72 Millionen in den festen Händen der Gründerfamilien Oeri-Hoffmann befinden. Sie kontrollieren damit 50,07 Prozent der Stimmen. Weitere 53,3 Millionen Titel hält der Branchennachbar Novartis.

Die duale Titelstruktur gilt schon eine ganze Weile als Relikt vergangener Tage. Viele andere Schweizer Publikumsgesellschaften haben in den letzten Jahren die Einheitsnamenaktie eingeführt, getreu dem Motto: One share - one vote.

Ob der Kursaufschlag von Dauer ist, wird sich zeigen müssen. Im Frühling 2011 kostete die Inhaberaktie in der Spitze zeitweise sogar gut 15 Prozent mehr der Genussschein. Innerhalb nur weniger Wochen schmolz die Differenz dann wieder auf 4 Prozent, ohne dass Neuigkeiten vorgelegen hätten.