Schweizer Pharmaunternehmen dürften nach Einschätzung eines Branchenverbands dem Beispiel des US-Konkurrenten Pfizer folgen und in den USA die Medikamentenpreise teilweise senken.

Stephan Mumenthaler, Direktor des Verbands Scienceindustries, sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch, er erwarte in den kommenden Tagen und Wochen Ankündigungen von «Mini-Deals» von Schweizer und internationalen Pharmaunternehmen mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump.

Pfizer senkt die Preise für verschreibungspflichtige Medikamente im staatlichen Gesundheitsprogramm Medicaid auf das Niveau anderer Industrieländer. Im Gegenzug erhält das Unternehmen Zollerleichterungen.

Die USA haben am Mittwoch einen Zoll von 100 Prozent auf die Einfuhr von Marken- oder patentierten Pharmaprodukten verhängt. Eine Ausnahme gilt für Pharmaunternehmen, die eine Produktionsstätte in den USA errichten.

Mumenthaler erwartet, dass die meisten grossen Schweizer Pharmaunternehmen von den Zöllen ausgenommen sein werden. «Unsere grossen Mitglieder wie Novartis, Roche, aber auch Lonza haben aufgrund ihrer Investitionen und Investitionspläne in den USA eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, von diesen Zöllen befreit zu werden», sagte er. Im Juli hatte Trump Briefe an 17 führende Pharmaunternehmen, darunter Novartis und Roche, geschickt und Preissenkungen auf das im Ausland übliche Niveau gefordert.

Novartis teilte mit, man sei weiterhin bestrebt, Lösungen zu finden, die die Kosten für Amerikaner senken. Der Konzern kündigte am Montag zudem an, ab November in den USA eine Plattform für den Direktverkauf an Patienten an den Start zu bringen. Ausgewählte Ausführungen des entzündungshemmenden Medikaments Cosentyx sollen dort für Barzahler mit einem Rabatt von 55 Prozent auf den Listenpreis verkauft werden. Roche erklärte, das Unternehmen und seine US-Tochter Genentech wollten weiterhin mit der Trump-Regierung zusammenarbeiten, um Medikamente erschwinglicher zu machen.

Mumenthaler fügte hinzu, dass kleine Schweizer Unternehmen mit einem beträchtlichen US-Geschäft am stärksten von den US-Zöllen betroffen sein dürften, auch wenn nicht viele Firmen in diese Kategorie fielen. Diese Gesellschaften müssten dann entweder den US-Markt aufgeben oder ihn von anderswo beliefern, etwa aus der Europäischen Union, sagte er. Dort gilt ein niedrigerer Zollsatz von 15 Prozent, der den dortigen Angaben zufolge für Pharmazeutika Anwendung findet.

(Reuters)