In den ersten neun Monaten waren es bereits 45 Fälle, wie am Montag aus einer Umfrage des Kreditversicherers Allianz Trade hervorgeht. "Besonders viele grosse Pleiten gab es im bisherigen Jahresverlauf im Mode-Einzelhandel, bei Krankenhäusern und im Maschinenbau", sagte Experte Maxime Lemerle von Allianz Trade. "Die grossen Insolvenzen sind in diesem Jahr zurückgekehrt und nehmen Kurs auf den Höchststand aus 2020." Damals waren es im Rezessions- und Corona-Jahr nach neun Monaten 44 und im Gesamtjahr 58 Grossinsolvenzen.
Insgesamt zwölf grosse Textilfirmen und Modeeinzelhändler schlitterten laut Studie bis September 2023 in die Insolvenz. Dazu gehören etwa Gerry Weber, der Herrenmode-Hersteller Ahlers oder die Einzelhandelskette Peek & Cloppenburg. Zudem rutschten acht grosse Dienstleistungsunternehmen in die Pleite, darunter sechs Kliniken. Das passe zu dem Lagebild des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI), nachdem zwei Drittel der deutschen Kliniken ihre finanzielle Lage aktuell als schlecht oder sehr schlecht bezeichneten, bei den mittelgrossen Kliniken seien dies sogar noch mehr. Auch im Maschinenbau (5 Fälle) sowie in der Metall- (4) und der Baubranche (3) gab es einige grosse Pleiten.
Bekannte Gründe sind Schuld
Die Folgen von Corona, Energiekrise und Inflation machen der gesamten Wirtschaft immer noch zu schaffen. Das Bruttoinlandsprodukt stagnierte zum Jahresanfang, stieg dann im Frühjahr leicht um 0,1 Prozent und sank im Sommer ebenfalls um 0,1 Prozent. Die drohende Rezession hat seit Jahresanfang bereits die Zahl aller Insolvenzen deutlich steigen lassen - allerdings von einem geringen Level aus.
Allianz Trade rechnet für 2023 mit einem Zuwachs von voraussichtlich 22 Prozent. "Das ist der stärkste Anstieg seit der europäischen Schuldenkrise – aber von niedrigem Niveau kommend." Damit normalisiere sich das Insolvenzgeschehen weitestgehend. Ende 2023 dürften die Firmenpleiten weiter rund fünf Prozent unter dem Wert von 2019 und damit von vor der Corona-Krise liegen. Erst im nächsten Jahr dürfte dieses Niveau mit einem Anstieg der Insolvenzen um neun Prozent überschritten werden. "Bei den Grossinsolvenzen ist die Normalität allerdings schon wieder Realität."
(Reuters)