In einem Prozess um den Greensill-Skandal der untergegangenen Credit Suisse (CS) in London spielen vertrauliche Dokumente der Finanzmarktaufsicht Finma eine wichtige Rolle. Politiker in der Schweiz fordern die Offenlegung solcher Unterlagen, wie die «SonntagsZeitung» schreibt.

Die im Londoner Gerichtsverfahren eingebrachten Finma-Dokumente zeigten nicht zuletzt, dass die CS-Geschäftsleitung vor der Zusammenarbeit mit dem australischen Investor Lex Greensill gewarnt war, berichteten diverse britische Medien in den vergangenen Tagen: Das habe aber nichts bewirkt. Der Skandal um die Liquidierung der bei vermögenden CS-Anlegern platzierten «Greensill-Fonds» im Umfang von rund 10 Milliarden Dollar gilt als einer der Gründe für den Untergang der CS und die Übernahme durch die Konkurrentin UBS.

Auf naive Weise ausgenutzt

In einem Zivilprozess in London fordert die UBS vom japanischen Investmentunternehmen Softbank im Zusammenhang mit den auf Finanzprodukten von Greensill Capital basierenden Fonds Schadenersatz über 440 Millionen Franken. Softbank hat dabei laut den britischen Medienberichten die bisher unter Verschluss gehaltenen Finma-Dokumente in das Verfahren eingebracht, um seine Verteidigung zu stärken.

Laut diesen Unterlagen habe sich die CS-Geschäftsführung trotz zahlreicher Warnungen «auf naive Weise» von Lex Greensill ausnutzen lassen. Auch der ehemalige CS-Manager Eric Varvel wehrte sich in der Londoner Gerichtsverhandlung gegen Vorwürfe, dass er dem Verwaltungsrat ein falsches Bild der Lage vermittelt habe.

So zeigen die Finma-Akten offenbar auch, wie Lex Greensill verschiedene Interessen innerhalb der CS gegeneinander ausspielen konnte. So habe der australische Investor den CS-Verantwortlichen etwa auch versprochen, riskante Geschäftsbeziehungen mit dem Stahlimperiums GFG Alliance von Sanjeev Gupta zu reduzieren. In Tat und Wahrheit baute er sie noch aus.

Auch hierzulande interessant

Auch in der Schweiz ist die Aufarbeitung des Greensill-Skandals noch nicht abgeschlossen, entsprechend könnten diese Dokumente wohl auch hierzulande einige Brisanz enthalten. So ermittle die Staatsanwaltschaft Zürich weiterhin in dieser Angelegenheit, wobei seit 2021 diverse «Entsiegelungsverfahren» laufen würden, schreibt die «SoZ». Unklar sei derweil, ob vier Enforcement-Verfahren der Finma gegen ehemalige Manager der CS noch laufen oder abgeschlossen seien: Die Auskunftsbehörde könne dazu keine Auskunft geben.

Ein Vorstoss des Solothurner Nationalrats Rémy Wyssmann (SVP) will nun erreichen, dass auch die Finma dem Öffentlichkeitsgesetz (BGÖ) unterstellt wird. Derzeit suche Wyssmann im Parlament weitere Unterstützerinnen und Unterstützer für seine Initiative, wobei er nicht nur in der eigenen Partei sondern auch bei den Grünen Befürworter habe.

Allerdings gibt es auch Widerspruch zu dem Ansinnen. So würde etwa David Wyss, Jurist und ehemaliges Finma-Geschäftsleitungsmitglied, eine Unterstellung der Finma unter das Öffentlichkeitsgesetz wegen vieler «wirklich sensitiver Daten» für «höchst toxisch» halten. Allerding hätte es im Fall Greensill für die Finma durchaus mehr Spielraum gegeben, räumt er gegenüber der SoZ ein.

(AWP)