Während die Ferrari-Aktie seit Anfang letzten Jahres um mehr als 50 Prozent gestiegen ist, ist der Börsenwert von Porsche um etwa ein Fünftel gesunken und hat sich damit jenem der Muttergesellschaft angenähert — zur Jahresmitte stand bei den Zuffenhausenern noch 40 Milliarden Euro mehr zu Buche als bei Volkswagen.

Gleichzeitig ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von Porsche auf weniger als ein Viertel desjenigen von Ferrari gesunken. Vor allem belastet der Abschwung in China — lange Zeit
der grösste Markt für Porsche —, aber auch Produktionsprobleme, die die Einführung wichtiger Modelle verzögert haben, etwa die E-Version des Verkaufsschlagers Macan. 

Auch die Aussichten für das Jahr 2024 sind nicht gerade rosig: Porsche teilte Analysten letzte Woche mit, dass der Absatz wohl stagniert.

“Sie dachten, Sie kaufen sich in ein Unternehmen ein, das stabil ist und sich verbessert, aber es stellt sich heraus, dass das nicht der Fall ist”, sagte Jefferies-Analyst Philippe Houchois. “Die Frage ist, wann wir die Zahlen wieder verbessern?”

Porsche werde sich im Jahr 2024 auf “wertorientiertes Wachstum und ein stabiles Absatzniveau” konzentrieren, teilte der Sportwagenbauer auf Anfrage mit. “Wir stellen die Weichen für die Zukunft und aktualisieren vier von sechs Modellreihen.”

Abschwächung in China als Problem

Kurz nach dem Börsengang wurden die Porsche-Aktien mit etwa dem 20-fachen der zukünftigen Gewinne bewertet, was dem KGV anderer Luxusmarken wie LVMH ähnelte, aber ein gutes Stück von Ferraris KGV von 40 entfernt war. Es war deutlich höher als das VW-KGV von unter 5.

Die Bepreisung und die anfängliche Rally der Aktie wurden zum Teil dadurch angeheizt, dass “VW-Aktionäre VW verkauften und Porsche kauften, sowie durch Autoinvestoren, die einen ähnlichen Erfolg sehen wollten wie bei Ferrari”, sagt Tom Narayan, Analyst bei RBC Capital Markets. Der anschliessende Einbruch habe “eher speziell mit Porsche zu tun”, sagte er.

Ausschlaggebend für die Enttäuschung der Anleger sei, wie wenig Möglichkeiten Porsche habe, mit einer Abschwächung in China umzugehen, und wie gross das Ausführungsrisiko bei der Einführung neuer Modelle sei, erklärt Michael Dean, Analyst bei Bloomberg Intelligence.

Im Gegensatz zu Ferrari, dessen Geschäftsmodell auf Knappheit beruht und dessen Auftragsbücher auf Jahre hinaus voll sind, ist Porsche stärker von makroökonomischen Faktoren abhängig, wobei der Anteil des Umsatzes in China in der ersten Hälfte des Jahres 2023 auf 26 Prozent zurückging, verglichen mit fast einem Drittel im Jahr zuvor.

Verzögerung beim elektrischen Macan

Ausserdem haben Probleme in der Software-Sparte von VW dazu geführt, dass sich die Markteinführung des elektrischen Macan, die nun für Donnerstag in Singapur geplant ist, um zwei Jahre verzögert hat. Gleichzeitig sieht die kurzfristige Zukunft für Elektrofahrzeuge aufgrund des stagnierenden Absatzes weniger rosig aus.

“China erholt sich nicht, also ist ein Schwenk in Richtung China noch keine Option”, sagt Daniel Röska, Analyst bei Bernstein Automotive. “Porsche wird zu einer zyklischen Aktie, die vom Modellzyklus abhängig ist — das ist das Gegenteil von dem, was man sich von einem Luxusunternehmen wünscht.”

Es gibt aber nicht nur schlechte Nachrichten für Porsche- Anleger. Der Rückgang der Aktie schafft neuen Spielraum für eine Outperformance gegenüber Ferrari in den nächsten 12 Monaten. Das durchschnittliche Kursziel der von Bloomberg beobachteten Analysten lässt für Porsche einen Anstieg von 34 Prozent erwarten, verglichen mit etwa 8 Prozent für den italienischen Rivalen und 32 Prozent für VW.

Dennoch werden Investoren nach Belegen Ausschau halten, bevor Porsche den anfänglichen Optimismus rund um den Börsengang zurückgewinnen kann, sagt Swetha Ramachandran, Fondsmanagerin bei Artemis Investment Management. “Der Markt ist durch eine Reihe von unglücklichen Rückschlägen beunruhigt und wartet auf eine Bestätigung des Ausblicks”, so die Fondsmanagerin.

(Bloomberg)