Handelskonflikte und schwache Binnennachfrage haben die Verbraucherpreise in China auch im September fallen lassen. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 0,3 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt am Mittwoch in Peking mitteilte.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang von 0,2 Prozent gerechnet, nach einem Minus von 0,4 Prozent im August. Besonders stark gaben die Preise für Lebensmittel nach: Sie verbilligten sich um 4,4 Prozent und damit etwas stärker als zuvor.
Der Handelskonflikt mit den USA und die schwache Inlandsnachfrage auch als Folge der Immobilienkrise zwingen viele chinesische Hersteller zu Preisnachlässen. Die Erzeugerpreise gaben deshalb weiter nach: Sie fielen im September um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, nach minus 2,9 Prozent im August - damit hielt der inzwischen seit drei Jahren währende Abwärtstrend an.
Der etwas schwächere Rückgang der Preise ab Werk ist zum Teil auf die Forderungen der Regierung an Schlüsselsektoren zurückzuführen, ihren ruinösen Wettbewerb zurückzufahren. Ein langwieriger Preiskampf im Automobilsektor hat beispielsweise die Bilanzen der grossen Autohersteller belastet.
Die Regierung in Peking kämpft gegen eine Deflation, also auf breiter Front sinkender Preise. Viele Ökonomen warnen seit Jahren davor, dass das hohe Niveau der staatlich gelenkten Investitionen und die gedämpfte Inlandsnachfrage ein ähnliches Schulden- und Deflationsrisiko bergen, wie es Japan in den 1990er Jahren erlebte. Das soziale Sicherheitsnetz gilt als schwach, weshalb viele Chinesen sehr viel Geld sparen und nicht konsumieren. Die schwache Binnennachfrage macht die Volksrepublik zudem von Exporten abhängig, die aber wegen der hohen US-Zölle unter Druck stehen.
Die politischen Entscheidungsträger scheinen es nicht eilig zu haben, grössere Konjunkturprogramme anzukündigen. Mit wachstumsfördernden Massnahmen könnten sie eine Börsenrallye anheizen.
(Reuters)