Die Pariser Firma, mit einem Marktwert von etwa 4,73 Milliarden Euro, hat erstes Interesse mehrerer Buyout-Gesellschaften auf sich gezogen, von denen einige die Möglichkeit diskutieren, das Unternehmen von der Börse zu nehmen, wie Bloomberg von Personen erfahren hat, die mit den Vorgängen vertraut sind.

Potenzielle Interessenten für Ingenico schließen demnach CVC Capital Partners, Hellman & Friedman und Bain Capital ein, sowie konkurrierende Fintech-Unternehmen. Ingenico führe Gespräche mit Beratern, um sich auf ein potenzielles Angebot vorzubereiten, verlautete aus den Kreisen.

Die Ingenico-Aktie kletterte am Dienstag in Paris um bis zu 7,7 Prozent auf 80,60 Euro. Vertreter von Ingenico, CVC und Bain wollten sich nicht dazu äußern. Sprecher von H&F reagierten nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme.

Während eine Übernahme von Ingenico nach der jüngsten Kette von Transaktionen im Bereich elektronische Zahlungen nachgerade unausweichlich erscheint, schreckt die potentielle Einmischung der französischen Regierung, die schon einmal interveniert hat, einige Bewerber ab, wie es weiter hieß.

Als die US-amerikanische Danaher im Dezember 2010 anbot, Ingenico für 1,44 Milliarden Euro zu kaufen, beschrieb die französische Regierung das Unternehmen als eine "strategische" Firma, die wesentlich für die Wirtschaft sei, was ein starkes Signal aussendete, dass der Staat eine Übernahme blockieren dürfte.

Bewertung als Sorge

Die Bewertung des Geschäfts könnte auch ein Hindernis für einen Deal sein, verlautete aus informierten Kreisen. Beim Unternehmenswert werde die Aktie mit einer leichten Prämie gegenüber Wettbewerbern gehandelt. Doch während der Kurs im August 2015 kurzzeitig auf einen Rekord von 127,60 Euro stieg, wurde die Aktie in den letzten zwei Jahren im Durchschnitt bei 82 Euro gehandelt, und stürzte im Februar an einem einzigen Tag um 16 Prozent ab, nachdem der Ausblick für 2018 den Markt enttäuscht hatte.

Ingenico-Chef Philippe Lazare hat signalisiert, dass seine Firma eher Raubtier als Beute ist, und plant, das Unternehmen unabhängig zu halten und seinerseits nach kleinen Übernahmen Ausschau zu halten. Das Unternehmen, das letztes Jahr 1,5 Milliarden Euro ausgegeben hat, um in der größten Akquisition seiner Geschichte die schwedische Bambora zu kaufen, hatte in diesem Jahr gegenüber Worldline von Atos das Nachsehen in einem Bieterkampf um den Zahlungsdienstleister der Schweizer Börse SIX Group.

Die europäische Tech-Szene, die seit der Blütezeit des Dotcom-Booms vor zwei Jahrzehnten nur wenige Börsengänge zu verzeichnen hatte, erfreut sich plötzlich einer Dosis an Euphorie. Das liegt zum Teil daran, dass Investoren nach Alternativen zu traditionellen europäischen Banken suchen, von denen viele noch ein Jahrzehnt nach der Finanzkrise um einen festen Stand kämpfen.

Mögliche Börsengänge

Wenige Wochen nachdem Worldline sich bereit erklärt hatte, 2,3 Milliarden Euro für SIX Payment Services zu zahlen, hat der dänische Zahlungsdienstleister Nets A/S - der im Februar selbst von einer Investorengruppe um H&F erworben wurde - vereinbart, sein Geschäft mit der Concardis Payment Group zusammenzulegen. Nets gehörte auch zu den Verlierern im SIX-Geschäft. Und im vergangenen Monat erwarb PayPal den schwedischen Zahlungsverarbeiter iZettle für 2,2 Milliarden Dollar.

Darüber hinaus wurde bereits Ende letzten Jahres die britische Paysafe von der Blackstone und CVC für eine Bewertung von rund 3 Milliarden Pfund erworben. Gerade als dieser Deal abgeschlossen war, gab es eine unerwartete Wendung der Ereignisse, und das unerbetene Angebot von Atos über 5,1 Milliarden Dollar für den Hersteller von Sicherheitssoftware und Zahlungsabwickler Gemalto wurde innerhalb von Tagen vom Raumfahrtspezialisten Thales übertrumpft. Nur wenige Monate zuvor kam die Private-Equity-Gesellschaft Permira überein, eine Beteiligung an der Klarna Bank AB zu kaufen, die den schwedischen Anbieter von Zahlungslösungen mit rund 2,25 Milliarden Dollar bewertete.

Die Bewertungen für einige der verbliebenen unabhängigen Unternehmen steigen ebenfalls. In diesem Monat ist die Marktkapitalisierung der deutschen Zahlungsgesellschaft Wirecard auf den Rekordwert von 19,3 Milliarden Euro nach oben geschnellt, was fast dem Marktwert der Deutsche Bank entspricht. Und der niederländische Konkurrent Adyen hat seit seinem Börsendebüt in diesem Monat seine Marktkapitalisierung verdoppelt.

Weitere Unternehmen könnten zudem an den Markt kommen: Anleger spekulierten in den letzten Wochen, dass das FinTech-Unicorn TransferWise und andere aufstrebende Namen wie WorldRemit und die deutsche Digital-Bank N26 möglicherweise an die Börse streben.

(Bloomberg)