Berichte, wonach der Novartis-Betrieb im österreichischen Kundl und Schaftenau gedrosselt werden könnte oder von der Schliessung bedroht sei, bezeichnete der Arzneimittelhersteller am Donnerstag als unzutreffend.

"Das Unternehmen rekrutiert Hunderte von Mitarbeitern, um die Produktion von Medikamenten an unseren Standorten in Tirol zu unterstützen, da wir den Bedürfnissen der Patienten weiterhin Priorität einräumen", erklärte ein Novartis-Sprecher auf Anfrage.

«Grosses Damoklesschwert»

Das Unternehmen habe Massnahmen ergriffen, um die kurzfristigen Auswirkungen der aktuellen Marktsituation zu minimieren, und werde weiterhin prüfen, wie der Betrieb an das sich verändernde externe Umfeld angepasst werden könne, erklärte Novartis weiter.

Die österreichische Zeitung "Kurier" hatte zuvor den Standort-Geschäftsführer Mario Riesner mit den Worten zitiert, die hohen Energiekosten hingen "wie ein grosses Damoklesschwert" über der Produktion. "Wenn sich die Preissituation nicht entschärft, könnte es uns in eine Situation bringen, energieintensive Herstellverfahren einschränken zu müssen."

Novartis produziert in Kundl und Schaftenau unter anderem das Antibiotikum Penicillin. Dem "Kurier" zufolge verbraucht das Unternehmen an dem Standort so viel Strom wie die Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck. Für Strom und Gas habe das Unternehmen im Vorjahr zwischen zehn und 15 Millionen Euro ausgegeben.

"Wenn die Preise derart hoch bleiben, müssen wir bei konstantem Verbrauch für 2023 mit Kosten von 100 bis 120 Millionen Euro rechnen", sagte Riesner der Zeitung. Novartis beschäftigt in Tirol rund 4500 Mitarbeitende und hat jüngst den Ausbau des Standorts Schaftenau für 75 Millionen Euro angekündigt.

Generika-Hersteller schlagen Alarm

Die hohen Energiekosten machen der gesamten Pharmabranche zu schaffen. Erst kürzlich hat der Verband der Generika-Hersteller Alarm geschlagen und davor gewarnt, einige billige Nachahmer-Präperate nicht mehr anbieten zu können.

In einem offenen Brief an die Energie- und Gesundheitsminister der Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) forderte die Lobbygruppe der Generika-Industrie, Medicines for Europe, Unterstützung. 

(Reuters)