Bei der Stichwahl zur türkischen Präsidentenwahl am Sonntag überrundete Recep Tayyip Erdogan seinen Herausforderer Kemal Kilicdaroglu. Nach der Auszählung fast aller Stimmen lag Erdogan den Angaben zufolge mit 52,14 Prozent deutlich vor Kilicdaroglu, der 47,86 Prozent erreichte.
Viele Staatschefs gratulierten Erdogan zur Wahl. Darunter auch Russlands Präsident Vladimir Putin, der in seinem Schreiben Erdogan laut CNBC seinen "lieben Freund" nannte. "Der Wahlsieg war gesetzmässiges Resultat Ihrer selbstlosen Arbeit auf dem Posten des Staatschefs der türkischen Republik“, hiess es im am Sonntag veröffentlichten Schreiben des Kremls. Der Wahlsieg demonstriere die "Unterstützung des türkischen Volkes für den Kurs nationaler Souveränität und unabhängiger Außenpolitik.“
Erdogan will seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine eine führende diplomatische Rolle zwischen Russland und der Ukraine spielen. Er vermittelte auch beim Getreideabkommen im Schwarzen Meer. Putin dankte Erdogan in seinem Schreiben für den Aufbau der guten bilateralen Beziehungen beider Länder.
Weniger erfreut zeigen sich Investoren über die Wahl Erdogans. Die türkische Lira sackte nach Erdogans Wahlsieg auf ein Rekordtief ab. Die Landeswährung, die angesichts von Erdogans Wirtschafts- und Währungspolitik bereits deutlich an Wert verloren hatte, ist seit Jahresbeginn gegenüber dem Dollar um mehr als sechs Prozent abgebröckelt. In den vergangenen fünf Jahren ist sie um rund 80 Prozent abgestürzt.
Bei der Präsidentschaftswahl ging es nicht nur um die Frage, wer das Land regiert - es ging auch darum, wie gross der Einfluss der Politik auf Wirtschaft und Notenbank ist. Erdogan hatte in seiner Amtszeit die Unabhängigkeit der Zentralbank ausgehöhlt. Trotz einer hohen Inflation wurde der Leitzins kaum angehoben, zuletzt wurde er sogar wieder gesenkt.
"Das schafft kein Vertrauen", sagte Thomas Gitzel, Chefökonom bei der VP Bank, bereits vor der Wahl. Es müsse deswegen auch nicht weiter verwundern, dass sich die Lira im freien Fall befinde.
(cash/Agenturen)
