Russlands Präsident Wladimir Putin sagt dem staatlich kontrollierten Energiekonzern Gazprom trotz der westlichen Sanktionen eine glänzende Zukunft voraus. "Trotz direkter Versuche von außen, die Entwicklung von Gazprom zu behindern und einzuschränken, schreitet Gazprom voran und lanciert neue Projekte", sagte Putin per Videoschalte dem Vorstandsvorsitzenden Alexej Miller. "In den vergangenen 30 Jahren hat sich der weltweite Gasverbrauch fast verdoppelt, und in den nächsten 20 Jahren wird er nach Expertenschätzungen um mindestens weitere 20 Prozent, vielleicht sogar mehr, steigen." Mehr als die Hälfte des Anstiegs werde auf die Länder der asiatisch-pazifischen Region entfallen, allen voran auf die Volksrepublik China.

Gazprom, das über etwa 15 Prozent der weltweiten Gasreserven verfügt und rund 490.000 Mitarbeiter beschäftigt, ist eines der mächtigsten Unternehmen Russlands. Der Konzern wird immer wieder als ein "Staat im Staate" bezeichnet. Ganz Russland sei stolz auf Gazprom, sagte Putin. Das Unternehmen wurde vor 30 Jahren im Zuge des Zusammenbruchs der Sowjetunion als Aktiengesellschaft aus dem Vermögen des sowjetischen Gasministeriums gegründet.

Die Gasexporte von Gazprom nach Europa, die früher die Haupteinnahmequelle des Unternehmens waren, sind im vergangenen Jahr wegen der Kriegsfolgen auf einen Tiefstand gesunken. Putin ging nicht auf die umstrittenen NordStream-Pipelines oder Gas-Exporte nach Europa ein.

Nach Schätzungen von Reuters, die sich auf Daten zu Exportgebühren und -volumen stützen, beliefen sich die Einnahmen von Gazprom aus Überseeverkäufen im Januar 2023 auf rund 3,4 Milliarden Dollar. Das ist ein Einbruch um fast die Hälfte im Vergleich zu den 6,3 Milliarden Dollar im Vorjahresmonat. Bereits im vorigen Jahr hatten sich die Gas-Exporte fast halbiert und einen Tiefststand in der Nach-Sowjet-Zeit erreicht. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen schätzt, dass Russland in den ersten acht Monaten nach Beginn des Krieges 80 Prozent der Gas-Lieferungen in die EU eingestellt hat.

Infolgedessen deckte Russland zum Jahresende nur noch etwa 7,5 Prozent des europäischen Gasbedarfs, während es 2021 noch rund 40 Prozent waren. Vor Kriegsausbruch war Russland noch zuversichtlich gewesen, mehr und nicht weniger Gas nach Europa zu verkaufen.

(Reuters)