"Die Niederlage einer Atommacht in einem konventionellen Krieg könnte einen Atomkrieg auslösen", erklärte der enge Vertraute von Präsident Wladimir Putin und stellvertretende Vorsitzende des mächtigen russischen Sicherheitsrats am Donnerstag. "Atommächte haben noch nie große Konflikte verloren, von denen ihr Schicksal abhängt." Die Nato und andere führende Verteidigungspolitiker sollten sich genau überlegen, welche Risiken ihr Vorgehen berge.

Anders als zu seiner Zeit als Präsident zwischen 2008 und 2012, als er als Reformer mit Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den USA auftrat, hat Medwedew seit Beginn des Ukraine-Kriegs vor knapp elf Monaten vor allem als Scharfmacher von sich reden gemacht. Der 57-Jährige überzog den Westen mit Beleidigungen und erwähnte wiederholt die Gefahr eines Atomkriegs. Der Kreml erklärte, Medwedews Äußerungen vom Donnerstag stünden im vollständigen Einklang mit Russland nuklearer Doktrin. Diese besagt, ein Atomschlag sei erlaubt nach "einer Aggression gegen die Russische Föderation mit konventionellen Waffen, wenn die Existenz des Staates bedroht ist".

Medwedews über den Messengerdienst Telegram verbreiteten Äußerungen fallen in eine Phase, in der Russland mehrere Rückschläge auf Schlachtfeldern in der Ukraine einstecken musste und im Westen zugleich zunehmend über die Lieferung auch schwererer Waffen wie etwa Kampfpanzer an die Ukraine diskutiert wird - ein Thema, das auch den Deutschland-Besuch von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bestimmen dürfte. Er soll im Laufe des Tages Gespräche in Berlin führen und wird am Freitag auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz erwartet. Dort beraten die westlichen Ukraine-Unterstützer über weitere Hilfen.

Konventionell ist die Nato Russland militärisch überlegen, doch was die nukleare Überlegenheit angeht, so ist Russland gegenüber dem Bündnis in Europa besser aufgestellt. Insgesamt verfügt Russland nach Angaben amerikanischer Experten über 5977 Atomsprengköpfe, die USA kommen auf 5428, China auf 350, Frankreich auf 290 und Großbritannien auf 225.

(Reuters)