"Ich möchte versichern, dass unser Land in der Lage ist, ukrainisches Getreide sowohl auf kommerzieller als auch auf unentgeltlicher Grundlage zu ersetzen, zumal wir in diesem Jahr eine weitere Rekordernte erwarten", schrieb Putin in einem auf der Website des Kremls in der Nacht zum Montag veröffentlichten Artikel für afrikanische Medien anlässlich eines bevorstehenden Russland-Afrika-Gipfels im russischen St. Petersburg ab Donnerstag.

Trotz der vom Westen verhängten Sanktionen werde Russland weiterhin "energisch" an den Lieferungen von Getreide, Nahrung, Düngemittel und anderem an afrikanische Länder arbeiten, hiess es weiter. 2022 habe Russland 11,5 Millionen Tonnen Getreide nach Afrika exportiert, in den ersten sechs Monaten dieses Jahres fast zehn Millionen Tonnen. "Und das trotz der gegen unsere Exporte eingeführten Sanktionen, die die Ausfuhr russischer Lebensmittel in die Entwicklungsländer tatsächlich bedeutend erschweren", fuhr Putin fort.

Zum von Moskau gestoppten Getreideabkommen, das rund ein Jahr lang Ausfuhren ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer ermöglichte, schrieb Putin, der Export-Korridor habe seine humanitäre Bedeutung verloren. Von den insgesamt knapp 33 Millionen Tonnen durch das Abkommen exportiertem Getreide sei der Grossteil in Länder mit hohem und oberem mittlerem Einkommensniveau gegangen. Der Getreidedeal sei so in Wirklichkeit "schamlos ausschliesslich zur Bereicherung grosser amerikanischer und europäischer Unternehmen genutzt worden, die Getreide aus der Ukraine exportierten und weiterverkauften", behauptete Putin.

Russland, das seit Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland führt, hatte das internationale Getreideabkommen vor einer Woche trotz vieler internationaler Appelle auslaufen lassen. Die Vereinten Nationen setzten sich mehrfach dafür ein, das Abkommen wieder in Kraft zu setzen, auch China rief beide Seiten zu einer raschen Wiederaufnahme der Exporte auf. Befürchtet wird, dass Hungersnöte in ärmeren Ländern ansonsten noch grösser werden.

Schwere Kämpfe in der Ostukraine

Die ukrainische Armee ist nach Angaben des Generalstabs bei ihrer Gegenoffensive auf schwere russische Gegenwehr im Osten des Landes gestossen. Im abendlichen Lagebericht des Generalstabs am Sonntag war von fortlaufenden russischen Angriffen zwischen Donezk im Osten und Kupjansk in der nordöstlichen Region Charkiw die Rede. Entlang einer Frontlänge von rund 230 Kilometern fanden demnach während der vergangenen 24 Stunden 27 Gefechte statt. Dabei sei von russischer Seite verstärkt Artillerie und Luftwaffe eingesetzt worden, hiess es weiter. Mehr als 60 Ortschaften in dem Frontabschnitt sollen unter russischen Raketen- und Artilleriebeschuss geraten sein. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Russland führt seit 17 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland. Seit mehreren Wochen ist eine ukrainische Gegenoffensive zur Rückeroberung besetzter Gebiete in Gang, die jedoch nicht so schnell vorankommt wie vielfach erhofft.

Russland meldet Drohnenangriff auf Moskau - Keine Verletzten

Moskau wurde nach russischen Angaben in der Nacht zu Montag von zwei Drohnen angegriffen. Verletzt worden sei niemand, es gebe keine grösseren Schäden, teilte Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin laut staatlicher Nachrichtenagentur Tass mit. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, der Versuch der Ukraine, einen Terroranschlag in Moskau mit zwei Drohnen zu verüben, sei vereitelt worden.

Eine Drohne sei im Zentrum der Hauptstadt entdeckt worden, eine weitere habe im Süden der Stadt ein Bürohochhaus getroffen, sagte ein Mitarbeiter der Notfalldienste. Dabei sei eine Explosion zu hören gewesen. Sobjanin sprach von zwei Gebäuden, die getroffen worden seien.

Bereits Anfang Juli waren über dem Gebiet Moskaus nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums Drohnen abgeschossen worden. Das Verteidigungsministerium machte auch damals die Ukraine für die Drohnenangriffe verantwortlich. Seit Wochen schon häufen sich Attacken auch in Russland - meist in der unmittelbaren Grenzregion zur Ukraine.

Nach Angriff auf Odessa: Selenskyj dankt Rettern und Unterstützern

Nach dem jüngsten russischen Angriff auf die Hafenstadt Odessa brachte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seine Dankbarkeit gegenüber der eigenen Bevölkerung und internationalen Verbündeten zum Ausdruck. "Ich danke allen, die bei Odessa sind" schrieb er am Sonntagabend auf Telegram und lobte die Leistungen der freiwilligen Retter, Ärzte und lokalen Behörden.

Beim Angriff auf die ukrainische Millionenstadt am Schwarzen Meer wurde nach Behörden-Angaben in der Nacht zum Sonntag mindestens eine Person getötet, 22 weitere Menschen wurden verletzt. Dabei wurden auch die als Weltkulturerbe gelistete Altstadt und die orthodoxe Verklärungskathedrale zu Zielen des russischen Beschusses.

Der Angriff löste zahlreiche internationale Reaktionen aus. Die EU verurteilte ihn als ein weiteres russisches Kriegsverbrechen. Papst Franziskus schloss Odessa in seine Gebete für den Frieden ein. Die moldauische Präsidentin Maia Sandu twitterte, es sei herzzerreissend, die Szenen der Zerstörung in Odessa zu verfolgen. Auch Vertreter der USA, Grossbritanniens, Italiens und Frankreichs äusserten ihre Anteilnahme angesichts der Zerstörung. Präsident Selenskyj bedankte sich auf Telegram ausdrücklich bei allen, die die russischen Verbrechen verurteilt hatten.

Selenskyj fand am Sonntagabend auch lobende Worte für Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und die schnelle Reaktion des neuen Nato-Ukraine-Rats. Der beim Nato-Gipfel in Vilnius ins Leben gerufene Nato-Ukraine-Rat soll die Zusammenarbeit des Verteidigungsbündnisses und der Ukraine verbessern. Stoltenberg berief auf Bitten der Ukraine für Mittwoch die erste Ratsitzung ein.

(AWP)