Am Montag standen die Genussscheine von Roche den ganzen Tag deutlich unter Druck. Bei Handelsschluss resultierte dann noch ein Minus von 0,9 Prozent. Zwar veröffentlichte der Pharmakonzern am Onkologie-Fachkongress Esmo positive Ergebnisse einer wichtigen Brustkrebs-Studie. Da aber die Konkurrenz wie AstraZeneca (ebenfalls Studiendaten zu einem Brustkrebskandidaten) und Novartis am Kongress den Beobachtern zufolge noch überzeugendere Resultate lieferten, hatte Roche das Nachsehen bei den Investoren.

Der Kursverlust von Roche am Montag darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Anteilscheine des Basler Grosskonzerns mit derzeit knapp 284 Franken noch immer auf dem höchsten Stand seit Anfang April handeln. Anfang Oktober wurde zwischenzeitlich gar ein Niveau von 290 Franken erreicht. Roche bringt damit 229 Milliarden Franken an Börsenwert auf die Waage.

Der Fokus der Anleger richtet sich nun auf den Donnerstag. Dann veröffentlicht Roche die Zahlen zum dritten Quartal. Ein Gewinn wird (wie jeweils auch beim Update zu den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres) nicht ausgewiesen. Der Analysten-Konsens bei Bloomberg zeigt derzeit einen Gruppenumsatz von 15,50 Milliarden Franken an. Womöglich sind in dieser Schätzung aber die aktuellen (und negativeren) Währungseffekte noch nicht berücksichtigt, wie die Zürcher Kantonalbank (ZKB) vermutet. Die ZKB-Analysten gehen denn auch von einem Gruppenumsatz von «bloss» 14,85 Milliarden Franken aus, was einem Rückgang von 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspräche.

Die ZKB rechnet aufgeschlüsselt mit einem Umsatz von 11,44 Milliarden Franken (minus 1,6 Prozent) für die dominante Pharma-Sparte und mit 3,41 Milliarden Franken Umsatz für Diagnostik (minus 3 Prozent). In Lokalwährungen gerechnet gehen die Schätzungen der ZKB von einem Anstieg von 4,3 Prozent beim Gruppenumsatz sowie bei 4,9 Prozent beziehungsweise von 2,3 Prozent bei Pharma und Diagnostik aus.

«Insgesamt gehen wir davon aus, dass die Umsätze im dritten Quartal 2025 hinter den Konsenserwartungen zurückbleiben werden», schreiben auch die Analysten von JP Morgan in einem Ausblick für die Drittquartalsresultate von Roche.

Grosse Beachtung wird der Ausblick des Unternehmens auf das Gesamtjahr finden. CEO Thomas Schinecker war nach der Bekanntgabe der Zweitquartalszahlen im Juli in dieser Hinsicht zuversichtlich. Denn eine Erhöhung der Prognosen war für ihn nicht ausgeschlossen. «Wir müssen schauen, wie sich die nächsten Monate entwickeln, aber es ist klar, dass wir momentan weit über unserer Guidance liegen», sagte Schinecker im Juli zur Nachrichtenagentur AWP.

Roche strebt zu konstanten Wechselkursen weiter einen Anstieg der Umsätze im mittleren einstelligen Prozentbereich an (ZKB-Schätzung: 5,6 Prozent). Der Kerngewinn pro Aktie soll im hohen einstelligen Prozentbereich liegen (ZKB-Schätzung: 10,7 Prozent).

Daneben sind Investoren auch empfänglich für Infos aus den Teilgebieten, vor allem für Produkte, in welche Roche grosse Zukunftshoffnungen setzt. Dazu gehört der Kandidat CT-388 zur Behandlung von Fettleibigkeit. Roche hatte sich das Präparat im Zuge der Milliarden-Übernahme von Carmot im Dezember 2024 dazugekauft.

Informationen zum Dauerbrenner US-Pharmazölle

Pharma-Chefin Teresa Graham hatte am «Pharma Day» des Konzerns vor einem Monat gar das Ziel bekannt gegeben, dass Roche weltweit einer der drei grössten Anbieter im Markt für Fettsenker werden will. Damit muss Roche potenziell bessere Wirkstoffe auf den Markt bringen als die Konkurrenz Novo Nordisk und Eli Lilly. Roche will dabei auch die vielen Begleiterkrankungen, die mit Fettleibigkeit einhergehen, behandeln, wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Anleger erwarten auch ein Update zum Dauerbrenner US-Pharmazölle. Zuletzt hatte Trump mit Zöllen von 100 Prozent auf Markenarzneien und patentierte Medikamente ab 1. Oktober gedroht, rückte aber wieder davon ab. Im Sommer hatte Trump einen Brief an 17 Pharmakonzerne geschickt mit der Aufforderung, den US-Patienten den gleichen Preis zu berechnen wie in anderen Ländern mit hohem Einkommen, Direktvertriebskanäle zu schaffen und die Investitionen in den USA zu erhöhen.

Kürzlich zeigte sich, dass die Tendenz in Richtung Direktabkommen mit den Unternehmen geht, wie das Beispiel letzte Woche mit dem deutschen Merck-Konzern illustrierte. Jüngst hatten schon Astrazeneca und Pfizer Deals mit der Trump-Regierung geschlossen.

Roche startete letzte Woche in den USA den Direktvertrieb seines Grippemittels Xofluza zu einem vergünstigten Barpreis von 50 US-Dollar. Wie andere Unternehmen will Roche damit Trumps Forderung nach tieferen verschreibungspflichtigen Medikamenten entgegenkommen. Die US-Regierung hatte zudem angekündigt, Anfang nächsten Jahres eine Website namens TrumpRx einzurichten. Sie soll Konsumenten ermöglichen, bestimmte Arzneimittel direkt bei den Herstellern zu kaufen.

«Nach der Einigung von Pfizer mit dem Weissen Haus auf das sogenannte TrumpRx-Modell hat sich die Stimmung im US-Pharmasektor spürbar verbessert», schreibt Marc Strub, Leiter Portfolio Management bei Reichmuth & Co Privatbankiers, auf Anfrage von cash. Für Roche sei das besonders relevant, weil der direkte Einfluss aus dem US-Medicaid-Geschäft bei gerade einmal zwei Prozent der Konzernumsätze liege.

«Selbst wenn die Preise in diesem Segment um zwanzig bis dreissig Prozent sinken sollten, wäre der Effekt auf den Gesamtumsatz von Roche sehr begrenzt. Ich sehe darin einen klaren Vorteil für Roche, weil das Unternehmen mit seiner starken Pipeline, der führenden Position in wichtigen Therapiegebieten und einer soliden Bilanz auch in einem anspruchsvollen Umfeld sehr stabil bleibt», so Strub. Der Fondsmanager hat die Position bei Roche im dritten Quartal laut eigenen Angaben ausgebaut.

Daniel Hügli
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