Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf 2,3 Prozent gerechnet, nach 2,2 Prozent im August. Experten sagten in ersten Kommentaren:
Michael Heise, Chefökonom HQ Trust
«Der Anstieg des Preisniveaus in der grössten Volkswirtschaft im Euroraum kommt nicht unerwartet. Ein Rückgang der Inflationsrate unter 2 Prozent ist bis zum Jahresende nicht absehbar. Die deutlichen Preisniveausteigerungen lassen keine starke Zunahme der realen Konsumnachfrage im letzten Quartal erwarten. Eine Zinssenkung der EZB Ende Oktober ist auch aufgrund der deutschen Inflationsdaten sehr unwahrscheinlich geworden.»
Friedrich Heinemann, ZEW
«Höhere Lebensmittelpreise und die anhaltende Teuerung bei den Dienstleistungen verhindern derzeit ein weiteres Absinken der Inflation. Allerdings gibt es zwei Faktoren, die in den kommenden Monaten eher preisdämpfend wirken: Erstens die Euro-Aufwertung zum Dollar, die Importe günstiger macht. Und zweitens die kluge Handelspolitik der Europäischen Kommission: Brüssel wurde zu Unrecht scharf kritisiert, Trumps Zollkrieg nicht mit EU-Gegenzöllen zu beantworten. Dies hätten die Verbraucher hierzulande bezahlt. Auch dank dieser besonnenen Haltung liegen die Importpreise derzeit um 1,5 Prozent unter dem Vorjahresniveau und helfen, den Inflationsdruck etwas abzubremsen.»
Ralph Solveen, Commerzbank
«Die deutsche Inflationsrate ist im September wie allgemein erwartet von 2,2 auf 2,4 Prozent gestiegen. Teilweise ist dies auf einen geringeren Rückgang der Energiepreise zurückzuführen, aber auch die Kernteuerungsrate hat sich leicht von 2,7 Prozent auf 2,8 Prozent erhöht. Diese erweist sich damit als hartnäckiger als dies viele erwartet haben und warnt damit davor, dass die Inflationsrisiken auf mittlere Sicht grösser sein könnten als mancher denkt.»
(Reuters)