Die Reichen werden immer reicher. Die Vermögen konzentrieren sich vorab in den obersten Schichten. Und um konkret zu werden: Die reichsten 13 Prozent besitzen 82 Prozent des Vermögens. 40 Prozent des Vermögens in der Schweiz werden von einem Prozent der Bevölkerung kontrolliert.
Was ist die Quelle dieser Vermögenskonzentration? Manche führten das auf Erbschaften zurück. In der Schweiz werden laut groben Schätzungen jährlich 90 Milliarden Franken vererbt. Die deutsche Politikerin und Buchautorin Sarah Wagenknecht gehört zu jenen, die die Vermögenskonzentration in erster Linie auf Erbschaften zurückführt.
Also könnte man doch ganz einfach die Erbschaftssteuer für direkte Nachkommen wieder einführen und generell erhöhen, um eine gerechtere Vermögensverteilung zu erreichen. Der Schweizer Buchautor und Publizist Beat Kappeler ist damit nicht einverstanden. Die steuerliche Abschöpfung von bisherigem Vermögen bezeichnet er gar als «Konfiskation». Das stifte bloss politischen Zwist und entmutige persönlichen Einsatz. «Ausserdem gelangen die Steuern an den Staat und streuen die Vermögen der Privaten nicht besser», schreibt der ehemalige Gewerkschafter in seinem kürzlich veröffentlichten Buch «Vermögen für alle».
Was ist demnach vorzukehren, um das Vermögen besser zu verteilen? Gemäss Kappeler ist es der Einkommensfluss, der den Boden künftiger Vermögen legt. Und zwar in dem Mass, wie daraus gespartes und produktives Kapital gebildet wird. Vereinfacht gesagt: Beim Einkommen muss man ansetzen, will man Vermögen schaffen. Hier wiederum ist zu unterscheiden zwischen Lohn und Kapitaleinkommen, sprich Zinsen und Dividenden-Gewinnen.
Damit Personen mit tieferen Einkommen auch Vermögen akkumulieren können, müssen sie eben auch Kapitaleinkommen erwirtschaften. Dorthin führen laut Kappeler viele Wege. Er benennt etwa Mitarbeiterbeteiligungen, die vielen Selbständigen der IT-Branche oder die per App vermittelten Selbständigen wie etwa Uber. Kurz: Die Eigentümerschaft müsste gefördert werden. Kappeler zitiert das Beispiel der britischen Warenhauskette John Lewis. Sie ist seit 1929 im Besitz ihrer 80'000 Angestellten.
Doch automatisch wird die Vermögensverteilung nicht besser. Jeder ist seines Glückes Schmied. «Selbstsorge statt Fürsorge», sagt Kappeler. Jeder Einzelne könne heute selber dafür sorgen, gebildet, gesund, aktiv und bemittelt zu sein. Selbstsorge bestimme den Alkohol- und Tabakkonsum von Menschen ebenso wie ihre Bildungsbeflissenheit, Körperpflege oder Sparsamkeit. «Jeder ist auch ein Täter und nicht nur ein Opfer.»
Das letzte Wort in Kappelers Buch gehört dem britischen Dichter William Blakes (1757–1827): «Wer etwas begehrt, aber nicht handelt, brütet Verderben.»
3 Kommentare
Jeder ist seines Glückes Schmied. «Selbstsorge statt Fürsorge», sagt Kappeler. Jeder Einzelne könne heute selber dafür sorgen, gebildet, gesund, aktiv und bemittelt zu sein. Selbstsorge bestimme den Alkohol- und Tabakkonsum von Menschen ebenso wie ihre Bildungsbeflissenheit, Körperpflege oder Sparsamkeit. «Jeder ist auch ein Täter und nicht nur ein Opfer. Ich kann mit dieser Aussage von Mr. Kappeler nur bedingt einverstanden sein. Ich würde mich so ausdrücken.
Selbstverantwortung statt…Fürsorge etc. ok, es gibt immer "nachvollziehbare" Gründe warum Jemand seinen Körper und seine Gesundheit vernachlässigt. Das gilt auch für übertriebenen Alkohol und Tabak-Konsum. Somit kann man Täter und Opfer sein. Man kann nicht von jedem menschlichen Wesen verlangen, dass er den materiellen Errungenschaften und dem Geld dieser Welt nachjagt. Es gibt zweifellos noch wichtigere Tugenden.
Grundsätzlich bin ich klar der Meinung, dass eine "gute" Gesellschaft diese Art der Einkommens- und Vermögenunterschiede nicht zulassen sollte. Dabei meine ich nicht den tüchtigen Klein- Mittel-Unternehmer der es dank Fleiss, Tüchtigkeit und Vert zu "etwas" gebracht hat. Aber Milliarden-Vermögen kann man nicht in einem Leben erarbeiten. Sie laden dazu ein, Dinge zu manipulieren man hat ja unbeschränkte Mittel dies zu tun. Korruption ist sicher in den oberen Etagen eher ein Thema als bei den "kleinen" Leuten. Milliarden-Vermögen, so denke ich, sind nicht anständig und sollten korrigiert werden. Dies, obwohl ich kein linker, sondern ein vehementer Befürworter des freien, fairen und chancengleichen Wettbewerbs bin.
Wäre ich je Gewerkschaftsboss gewesen, hätte ich als gewerkschaftliche Organisation so viele Aktien wie nur möglich "von meinen Firmen" gekauft. Ich hätte ebenfalls alle Mitglieder aufgefordert im Rahmen ihrer Möglichkeiten so viele Aktien wie nur möglich von ihren "eigenen" Arbeitgeber-Firmen zu kaufen.
An der GVs hätten Sie dann ihre Anliegen mindestens vorbringen können und auf gleicher Ebene mit dem Management und dem Verwaltungsrat argumentieren können. Als Mitarbeiter kennt man seine "eigene" Firma von Innen und aussen und weiss wovon man redet. Es ist keine Schande als Gewerkschafter Aktien zu besitzen und so etwas Einfluss auf das Firmengeschehen zu nehmen. Wenn Bauern und Fischer, die unsere Lebensmittel produzieren selbst nicht genug Einkommen haben, um anständig zu leben, stimmt etwas mit unserer "Geldordnung- und Gesellschaftsordnung " nicht mehr.
Nicht jeder, der ein grösseres Vermögen erbt, ist auch Unternehmer. Die USA ticken da ganz anders. Sie haben, auch für Nachkommen, eine extrem hohe Erbschaftssteuer. Weil sie sagen, dass nur selbst "erwirtschaftetes" Vermögen richtiges, "aktives" Vermögen sei. Ererbtes Vermögen werde dagegen, mit wenigen Ausnahmen, zu "passivem" Vermögen.
Die grossen US-Stiftungen sind deshalb auch Vehikel zur Steueroptimierung, neben der Absicht der Stifter, weiterhin mit ihrem Geld Macht ausüben zu können, auch über ihren Tod hinaus.
Eine hohe Erbschaftssteuer führt nicht zu einer gerechteren Vermögensverteilung. Nur selbst erwirtschaftetes Vermögen ist "wahres, aktives" Vermögen. Die Ueberlegungen von Kappeler sind gut.
Funktioniert nur beschränkt. Z. B. erhöht ein fester Teuerungsausgleich in %, wie bei Bund und Kanton üblich, die Schere zwischen Arm und Reich. Energie, Krankenkasse und Lebensmittel-Preissteigerungen treffen Reiche weniger als Arme.