Amerika hat die Aktie wieder entdeckt: Die Aktienindizes klettern von einem Rekord zum nächsten und die in New York aufgelegten Aktienfonds verbuchen Mittelzuflüsse wie man sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen hat.

Alleine in den letzten zwei Monaten flossen den Aktienfonds rund 68 Milliarden Dollar zu, Rücknahmen berücksichtigt. Seit Jahresbeginn sind es sogar 277 Milliarden Dollar. Der Rekord von 324 Milliarden Dollar aus dem Jahr 2000 liegt damit in Griffnähe, denn noch bleiben zwei Monate bis zum Jahresende.

Erinnerungen an die Dotcom-Blase werden wach

In den Statistiken des Beratungsunternehmens TrimTabs gehen die Mittelzuflüsse für den Oktober als einer der besten Monate überhaupt in die Geschichte ein. Der Rekordwert geht auf den Januar dieses Jahres zurück. Damals flossen den in den USA gehandelten Aktienfonds sogar 66 Milliarden Dollar zu.

Doch nicht nur in den USA, auch in Europa verspüren Anleger wieder Appetit auf Aktienfonds. Gemäss Erhebungen von Merrill Lynch sind europäischen Aktienfonds alleine seit Anfang Juni umgerechnet 83 Milliarden Dollar zugeflossen. Der Mittelzufluss hält mittlerweile schon seit 17 aufeinander folgenden Wochen an.

Kein Wunder werden bei einigen Marktbeobachtern unschöne Erinnerungen an die Dotcom-Blase von Ende der Neunzigerjahre wach. Damals führte die Wachstumseuphorie rund um das Internet zu vergleichbaren Mittelzuflüssen in die Aktienfonds.

Nach dem Platzen der Dotcom-Blase fiel der technologielastige Nasdaq Composite Index ab dem Frühjahr 2000 von seinem Rekordstand von knapp 4600 Punkten auf 1200 Punkte zurück. Das Börsenbarometer riss auch den breit gefassten S&P-500-Index in die Tiefe.

Experten zufolge ist die Rekordjagd des amerikanischen Aktienmarktes heute zwar deutlich breiter aufgestellt als damals. Allerdings seien die beinahe schon exzessiven Mittelzuflüsse in Aktienfonds nur eine mehrerer Warnlampen für die Verfassung der Märkte. Als weitere Warnlampen werden etwa die im Verhältnis zum amerikanischen Bruttoinlandprodukt auf einem Rekordhoch liegenden kreditfinanzierten Aktienkäufe oder die historisch tiefen Absicherungskosten genannt.