Wer Anfang 2024 Aktien von R&S gekauft hat, blickt heute auf eine Kursgewinn von 276 Prozent. Besser schnitten nur wenige Titel des Schweizer Aktienmarktes ab. Kuros beispielsweise gewannen seit Januar 2024 über 650 Prozent, Cicor legten im gleichen Zeitraum fast 290 Prozent zu. 

Mittlerweile ist eine R&S-Aktie 39,50 Franken wert - ein Rekordstand. Nach Angaben der UBS hat das Unternehmen eine mehrjährige Phase mit geschärftem Kostenfokus, strategischen Portfolioanpassungen und einer erheblichen branchenweiten Preisunterstützung durchlaufen. Und so habe sich die operative Marge auf Stufe Ebit von 4,1 Prozent im Jahr 2020 auf 23,7 Prozent im Jahr 2024 ausgeweitet.

Für das laufende Jahr rechnet der zuständige UBS-Analyst, Sebastian Vogel, mit einer Ebit-Marge von 21,7 Prozent. Sie dürfte sich wiederum verbessern, und zwar auf 23,3 Prozent im Jahr 2026 beziehungsweise 24,4 Prozent im Jahr 2027. Laut der am Montag erschienen UBS-Notiz ist Vogel nun auch zuversichtlicher als bisher, was den Gewinn je Aktie (EPS) betrifft. Er hat seine EPS-Prognose für die Jahre 2025 bis 2027 um einige Prozent nach oben angepasst - woraus sich ein neues Preisziel von 45 Franken ergeben hat (bislang: 36 Franken).

Das neue Kursziel bedeutet 14 Prozent Gewinnpotenzial gegenüber der aktuellen Notierung, die im historischen Vergleich schon rekordhoch ist. Getragen wird die Entwicklung von weiterhin stabilem Wachstum und durch die Nachfrage nach Transformatoren, wie R&S sie herstellt. Strukturelle Trends wie der steigende Energieverbrauch und der sich wandelnde Energiemix dürften Investitionen in die Netzinfrastruktur ankurbeln. Der Einfluss der Dekarbonisierung beziehungsweise Elektrifizierung ist hier wesentlich.

Frischen Wind in die Geschicke der in Sissach BL beheimateten Gruppe darf man sich auch vom kürzlich erfolgten Chefwechsel erhoffen. Seit Juni ist Eduardo Terzi CEO des Unternehmens, er folgte auf Markus Laesser. Terzi hat langjährige Erfahrung in der Energie- und Infrastrukturbranche, mitunter leitete er das Transformatoren-Geschäft von Siemens Energy. Mit seinem Wissen werde Terzi die Marktposition von R&S weiter stärker und die Wachstumsambitionen bekräftigen, versprach Verwaltungsratspräsident Heinz Kundert vor kurzem.

Eine andere, vorsichtigere Perspektive nimmt der Experte des Analysehauses Octavian ein. Seiner Auffassung nach ist eine Verschnaufpause angezeigt. Er hat das Rating von R&S auf «Hold» von «Buy» zurückgenommen. Das Kursziel hat er zwar von 26,50 auf 35,50 erhöht. Damit blieb er aber unter dem gegenwärtigen Stand der Aktie und entsprechend zurückhaltend.

Reto Zanettin
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