Die Wahrscheinlichkeit dafür sei für den Zeitraum von Mai bis Ende Juli auf 31,4 Prozent gestiegen, wie das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) am Donnerstag mitteilte. Anfang April - unmittelbar bevor Trump hohe Zölle auf US-Importe aus zahlreichen Ländern ankündigte - betrug sie für die folgenden drei Monate noch 27,3 Prozent. Das IMK bündelt für seinen Indikator die neuesten verfügbaren Daten zu den wichtigsten wirtschaftlichen Kenngrössen.
Mit dem Anstieg schaltet der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator auf «gelb-rot». Das signalisiert zwar keine akute Rezessionsgefahr für Deutschland, aber erhöhte konjunkturelle Unsicherheit. Im Vormonat zeigte der Indikator noch die günstigere Phase «gelb-grün» an. Das IMK rechnet mit einer konjunkturellen Stagnation in diesem Jahr. In den beiden Vorjahren ist Europas grösste Volkswirtschaft sogar jeweils geschrumpft.
«Der Mangel an Verlässlichkeit bei der gegenwärtigen US-Administration birgt jederzeit die Gefahr, wichtige Einflussgrössen für das Funktionieren eines reibungsfreien Welthandels unter Druck zu setzen, wie die US-Staatsanleihenkurse oder den Wechselkurs des US-Dollar», sagte IMK-Konjunkturexperte Thomas Theobald. Überdies blieben trotz des temporären Zurückruderns der US-Regierung in vielen Fällen Basiszölle in Kraft – etwa zehn Prozent für Lieferungen aus der EU, 30 Prozent für Importe aus China. Diese lägen «deutlich oberhalb jener Zollsätze, die vor Trumps Amtseinführung galten», so Theobald.
Die Vereinigten Staaten sind das wichtigste Abnehmerland von Waren «Made in Germany». Die Abhängigkeit der deutschen Exporteure von dem durch hohe Zölle bedrohten US-Geschäft ist so gross wie seit über zwei Jahrzehnten nicht mehr: Die Ausfuhren in die weltgrösste Volkswirtschaft summierten sich im vergangenen Jahr auf gut 161 Milliarden Euro. Das war gut ein Zehntel - genau 10,4 Prozent - aller deutschen Exporte und damit der höchste Anteil seit 2002.
(Reuters)