Für laufende vierte Quartal von Oktober bis Dezember sei das Risiko auf 80,8 Prozent gestiegen, wie aus dem Reuters am Donnerstag vorliegenden Indikator des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hervorgeht. Anfang September betrug die Wahrscheinlichkeit für die folgenden drei Monate noch 64,1 Prozent. Das nach dem Ampelsystem arbeitende Frühwarninstrument steht wie in den Vormonaten auf "rot", was auf eine akute Rezessionsgefahr hinweist.

"Wir steuern auf eine vom rückläufigen Konsum getriebene Rezession zu, weil viele Menschen bei anderen Ausgaben sparen, um Energie- und Lebensmittelpreise noch bezahlen zu können", sagte der wissenschaftliche Direktor des IMK, Sebastian Dullien. "Deshalb ist es wichtig, dass die Kaufkraft der Bevölkerung gestützt wird." Die absehbare Entlastung durch eine Gaspreisbremse sei ein wichtiger Beitrag dazu. Würde der Vorschlag der Gaspreiskommission eins zu eins umgesetzt, brächte das den privaten Haushalten bis zum Frühjahr 2024 eine Entlastung von rund 35 Milliarden Euro. Das federe den befürchteten Konsumrückgang ab und könnte das Wirtschaftswachstum um rund einen Prozentpunkt steigern, während die Inflation merklich niedriger ausfallen dürfte als ohne Gaspreisbremse, sagte Dullien. Ein weiterer Baustein zur Stabilisierung von Kaufkraft und Konjunktur seien angemessene Lohnerhöhungen.

Deutschland rutscht auch nach Ansicht der Bundesregierung wegen der Energiekrise in eine Rezession. Die Wirtschaft dürfte 2023 um 0,4 Prozent schrumpfen, wie aus der Herbstprognose hervorgeht, die Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Mittwoch in Berlin vorstellte. Es seien ernste Zeiten. "Wir erleben derzeit eine schwere Energiekrise, die sich immer mehr zu einer Wirtschafts- und Sozialkrise auswächst", sagte der Grünen-Politiker. Hauptgrund für die düsteren Perspektiven seien die gestoppten Gaslieferungen aus Russland. Dadurch werde die Industrieproduktion gebremst, vor allem im energieintensiven Bereich.

(Reuters)