Das Niedrigwasser erschwert zunehmend die Versorgung mit Gütern, von denen einige wegen der gleichzeitigen Energiekrise an Bedeutung gewonnen haben.

Am Messpunkt in Kaub nahe Koblenz wird laut der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes der Pegel voraussichtlich in den kommenden Tagen weiter sinken. Unter dem Niveau von 40 Zentimetern ist es für viele Lastkähne nicht mehr wirtschaftlich, den Fluss zu befahren.

Der Wassermangel verschärft die Engpässe in der Energieversorgung, die infolge des russischen Ukrainekriegs Industrie und Verbraucher belasten. Einige Kraftwerke und Industrieunternehmen setzen statt dem knapp gewordenen russischen Gas auf Kohle, die über den Rhein transportiert wird. Auch Chemikalien, Getreide und Papierprodukte fahren auf dem Fluss.

Spezielle Schiffe gebucht

Der Chemiekonzern BASF hat wegen des flachen Fahrwassers bereits spezielle Flachwasserschiffe gebucht und setzt beim Warentransport verstärkt auf die Schiene. Obwohl es derzeit keine Auswirkungen gibt, kann das Unternehmen nach eigenen Angaben nicht ausschliessen, dass die Produktionsmengen einiger Anlagen in den kommenden Wochen reduziert werden.

Der Energieversorger Uniper erklärte am Donnerstag, er werde nicht genügend Kohle über die Schiene geliefert bekommen können, um seine Kraftwerke über einen längeren Zeitraum mit voller Kapazität zu betreiben. Uniper hatte schon zuvor angekündigt, das Kraftwerk Staudinger-5 bis in den September hinein wegen Kohlemangels drosseln zu müssen.

Beim Stahlproduzenten Thyssenkrupp erörtert ein Krisenstab täglich die Lage. Um die Versorgung seines Werks in Duisburg zu sichern, setzt Thyssen auch auf Schiffe mit geringerem Tiefgang.

Niedrigster Stand seit 1993

Bei Flachwasser können Lastkähne nicht ihre volle Kapazität an Bord nehmen. Das passiert zwar immer wieder, aber mit 39 Zentimetern ist der Kauber Pegel auf dem niedrigsten Stand für diese Jahreszeit seit mindestens 1993. Bis Dienstagfrüh soll der Pegel auf 34 Zentimeter sinken. (Die Zahl gibt nicht die tatsächliche Tiefe des Flusses an, sondern ist ein Mass für seine Schiffbarkeit.)

Laut Facts Global Energy könnte der Handel mit 400'000 Barrel Ölprodukten pro Tag entlang über den Rhein unterbrochen werden. Das entspricht in etwa der Kapazität der grössten europäischen Ölraffinerie.

(Bloomberg)