Die Valoren von Rieter ziehen am Freitagvormittag 2,1 Prozent an und werden zu 71,50 Franken gehandelt. In der Spitze ging es sogar auf 72,30 Franken hoch - nachdem die Aktien im vorbörslichen Handel deutlich zurückfielen und auch kurz nach Börseneröffnung getaucht waren. Der schwache Halbjahresabschluss drückte auf die Kurse.
Die Anleger haben offenbar Hoffnung geschöpft. Denn zum einen hat Rieter-CEO Thomas Oetterli schon im Juni einiges vorweggenommen und gewarnt: «Das erste Halbjahr wird knüppelhart.» Die schwarze Null zu erreichen, werde trotz Sparmassnahmen «sehr, sehr herausfordernd». Und so ist es nun gekommen. Das Unternehmen rutschte in die roten Zahlen. Zudem lagen Umsatz, Auftragseingang und Auftragsbestand unter den Erwartungen. Zum anderen rechnet Rieter «mit einem stärkeren zweiten Halbjahr, das von der weiteren Markterholung abhängt».
Kann man also davon ausgehen, dass das erste Halbjahr einen Tiefpunkt markierte und Rieter nun tatsächlich wieder auf bessere Zeiten zusteuert? Kurz gesagt: Die Wolken über dem Winterthurer Traditionsunternehmen sind noch nicht weg. Der Ausblick für das Gesamtjahr wurde gestutzt, neu geht Rieter von einem Umsatzvolumen von rund 750 bis 800 Millionen Franken aus. Bisher lag die Prognose bei rund 860 Millionen Franken.
Zudem steht das Unternehmen vor der Übernahme der Oerlikon-Tochter Barmag. Zur Finanzierung schlägt die Konzernleitung eine Kapitalerhöhung vor. Die Aktionäre können darüber im September an einer ausserordentlichen Generalversammlung befinden. «Die anstehende grosse Kapitalerhöhung für die anspruchsvolle Akquisition mit wenig Synergien könnte den Aktienkurs belasten», hält die Zürcher Kantonalbank (ZKB) in einem Kommentar vom Freitag fest. Bis zum Abschluss der Transaktion, der gegen das Jahresende 2025 vorgesehen ist, erwartet die ZKB keinen positiven Katalysator für die Rieter-Aktie.
Der zuständige Analyst blickt allerdings auf den Halbjahresbericht von OC Oerlikon, der für Anfang August geplant ist. Die daraus erhofften Informationen zu Barmag hält er für noch wichtiger als den Report von Rieter vom Freitagmorgen.
(cash)