Roboter gibt es in der Industrieproduktion seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. Viele automatisierte Prozesse prägen jetzt schon den Alltag. Die Bereiche aber, in denen Roboter und künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence, oder kurz: AI) funktionieren werden, werden sich noch deutlich vermehren: Sei dies an der Waschmaschine, der Küche, bei der Weinernte oder beim Servieren im Restaurant.

Paketzustellung per Drohne wird bereits diskutiert. Selbstfahrende Autos und Busse werden in einigen Jahren möglicherweise Realität, und Autofahrer werden schon heute von automatisierten Systemen unterstützt. In der Medizin wird künstliche Intelligenz mehr und mehr eingesetzt, um traditionelle Diagnose- und Behandlungsmethoden zu ersetzen. Die Anwendung von Robotern im Alltag ist letztlich überall denkbar.

Wie weit der Wandel geht, ist ein kontrovers diskutiertes Thema: Der Zürcher Futurologe und Autor Gerd Leonhard glaubt, dass der Wandel total sein wird und sich das menschliche Leben durch Maschinen und künstliche Intelligenz in den nächsten 20 Jahren mehr verändern wird als in den vergangenen 300 Jahren. Über die Auswirkungen auf die Gesellschaft kann nur spekuliert werden. Mahnende Stimmen sagen, dass eine völlige Automatisierung gesellschaftlich, politisch aber auch juristisch nicht durchsetzbar sei.

Nicht jeder ist ein «pure player»

Wie auch immer Maschinen das Wirtschaftsleben und Alltag erneut umzuwälzen werden: Für Anleger stellt genauso wie bei den Themen Digitalisierung oder Fintech die Frage, wo man aus dem Trend Kapital schlagen kann. Das Feld dafür sind Industrie- und Technologieunternehmen. Dabei stellen sich zwei Arten von Schwierigkeiten: Welche Unternehmen sind Gewinner, welche Verlierer der Entwicklung? Und wer ist überhaupt so stark in der Robotertechnologie engagiert, um als Teilnehmer am Megatrend gelten zu können?

Ausschliesslich in der Robotik tätig sind welweit nur etwa 400 zumeist klein und mittelgross kapitalisierte Unternehmen. Als grosse "pure players" gelten vor allem japanische Konzerne: Die Industriegruppe Keyence stellt berührungslose Messysteme, Sensoren und andere automatisierte Prozessysteme für Fabriken her. Die Maschinenbauer Fanuc und Yaskawa bauen Industrieroboter der neuesten Generation. Die US-Firma Intuitive Surgical ist in der automatisierten Medizin und bei Chirurgierobotern ein Vorreiter. Solche Unternehmen sind teils an der Börse sehr erfolgreich (siehe Tabelle unten).

In solche Unternehmen investieren etwa der Schweizer Pionier-Themenfonds Pictet-Robotics oder der von London aus gesteuerte Fonds Framlington Robotech von Axa Investment Managers. Allerdings gehen sie dabei auch Kompromisse ein: Die Schweiz weist mit ABB ein Unternehmen auf, dass in der Automatisierungs- und Roboter-Sparte seit langem tätig ist; ABB ist zwar Teil dieser Themenfonds, aber kein Pure Player.

Auch Marktkapitaliserung spielt eine Rolle

Auch die US-Tech-Giganten Apple, Amazon oder die Google-Mutter Alphabet werden wegen ihrer grossen Marktkapitalisierung berücksichtigt, auch wenn sie ebenfalls keine pure players sind. Als Begründung dient ihre Forschung: "Diese Unternehmen richten ihr Geschäftsmodell verstärkt auf künstliche Intelligenz aus", sagt Tom Riley, der den Axa-Robotech-Fonds leitet (siehe Video unten).

Speziell für Industrieunternehmen besteht indessen die Gefahr, dass sie den Trend verpassen und mit einem alt-angestammten "Legacy Portfolio" im Geschäftsmodell mittelfristig Konkurs gehen könnte. Ein Beispiel dafür sind die Autohersteller, die bei Zukunfstrends Elektoautos und speziell auf Robotik bezogen selbsttätiges Fahren noch enorme Investitionen tätigen müssen. Der Axa-Rototech-Fonds investiert deswegen nicht in die Autohersteller selbst, sondern in Zuliefer wie den Halbleiterhersteller Infineon, der Autos mit Komponenten für automatisierte Systeme ausrüstet.

Tom Riley leitet den Fonds Axa World Funds Framlington Robotech. Im cash-Video-Interview erklärt er, wie er Aktien aussucht und welche Trends er bei Robotik und künstlicher Intelligenz betrachtet. Er geht auch auf die Aktien Siemens und ABB ein, wobei er Siemens im Fonds stärker gewichtet hat.

Ein Unternehmen, dass dieses Risiko entschärft hat, ist aus Sicht von Fondsmanager Riley der deutsche Industriekonzern Siemens: "Dort hat ein grosser Wandel im Portfolio stattgefunden." Siemens kaufe Industriesoftwareunternehmen zu, wie etwa beim Kauf von Mentor Graphics für fünf Milliarden Euro in den USA letztes Jahr. Der Verkauf der Transportsparte sowie der Medizialtechnik werden werden; Damit könnte sich Siemens laut Riley von Firmenteilen trennen, die langfristig zu den Verliereren des Wandels gehören.

Die Robotik-Fonds investieren in rund 30 bis 40 verschiedene Unternehmen, die in unterschiedlichem Grad in Robotertechnik und künstlicher Intelligenz engagiert sind. Im laufenden Jahr liefen die Themenfonds auf jeden Fall gut: Der noch junge Axa-Fonds hat im laufenden Jahr 16 Prozent Rendite erzielt, der Pictet-Fonds 22 Prozent. Auf zwölf Monate zurückblickend fuhren die Genfer Fondsmanager gar 31 Prozent ein.

Die Einzelaktien der Robotikunternehmen haben in den vergangenen drei Jahren zum Teil deutliche Kurssteigerungen erlebt. Bescheidener nimmt sich die Performance der traditionellen Unternehmen ABB und Siemens aus, wie die Übersicht zeigt:

UnternehmenLandRobotics/AI-BezugPerformance drei Jahre (in Prozent)
FanucJapanIndustrieroboter, Laser+23,8
KeyenceJapanU.a. Messtechnik, Sensoren, Bildverarbeitung, 3D-Druck+170
YaskawaJapanIndustrieroboter, Mechatronik+147
PTCUSAInternet of Things, Augmented Reality+61,1
CognexUSAMaschinelles Sehen, Bildverstehen+184,4
ABBSchweizIndustrieroboter+20,1
SiemensDeutschandIndustriesoftware+21,7

 

Das Video-Interview mit Tom Riley enstand im Rahmen einer Pressereise, die von Axa Investment Managers organisiert wurde.