Eigentlich gilt Roche als einer der Gewinner der Covid-19-Pandemie. Gerade im Diagnostikgeschäft mag dies denn auch stimmen. Knapp 10 Milliarden Franken steuert dieser Geschäftszweig in den ersten neun Monaten zum Gruppenumsatz bei und erfüllt damit die Analystenschätzungen. Im Pharmageschäft werden hingegen selbst die pessimistischsten Schätzungen verfehlt.

Gerade bei umsatzstarken Medikamenten wie Rituxan, Avastin und Herceptin bekommt das Traditionsunternehmen aus Basel im zurückliegenden dritten Quartal die Konkurrenz seitens von Billiganbietern mit aller Wucht zu spüren. Das wiederum lässt sich nur teilweise mit jüngeren Medikamenten auffangen. Ähnliches war schon im zweiten Quartal der Fall.

Analysten noch nicht beunruhigt

Nach einem Rücksetzer auf 307,85 Franken wird der Genussschein von Roche zur Stunde noch mit einem Minus von 3,5 Prozent auf 308,40 Franken abgestraft. Nur dass der Pharma- und Diagnostikkonzern an seinen diesjährigen Zielen festhält, weiss noch schlimmeres zu verhindern.

Wie die Zürcher Kantonalbank schreibt, graben günstigere Nachahmerpräparate Roche bei den umsatzstärksten Medikamenten zusehends das Wasser ab. Dass der Ausblick trotz dieses negativen Einflusses beibehalten wird, beweist ihres Erachtens jedoch ein robustes Geschäftsmodell. In Erwartung einer Absatzbelebung nimmt die Zürcher Kantonalbank vorerst keine Schätzungsänderungen vor. Sie empfiehlt den Genussschein wie bis anhin mit "Übergewichten" zum Kauf.

Auch Vontobel macht den Umsatzrückgang bei Rituxan, Avastin und Herceptin für das enttäuschende Abschneiden im Pharmageschäft verantwortlich. Sollte sich der Rückgang weiter beschleunigen, hätte dies Folgen für den Unternehmenswert, so warnt die Zürcher Bank. Sie stuft den Genussschein allerdings dennoch mit "Buy" und einem Kursziel von 422 Franken ein.

Wie realistisch sind die Jahresvorgaben noch?

Die UBS gibt hingegen zu bedenken, dass sich der Umsatzrückgang bei den genannten Medikamenten mit 3,5 Milliarden Franken seit Jahresbeginn soweit im Rahmen der firmeneigenen Aussagen bewegt. Die Grossbank ist deshalb nicht weiter beunruhigt und hält sowohl an ihrer Kaufempfehlung als auch am 12-Monats-Kursziel von 390 Franken fest.

Anlässlich der Analystenkonferenz liessen die Firmenverantwortlichen zwischenzeitlich durchblicken, dass die Umsatzdelle bei Rituxan, Avastin und Herceptin grösser als ursprünglich gedacht ausfallen könnte.

Unter die Expertenstimmen mischen sich deshalb erstmals auch solche, die die diesjährigen Zielvorgaben als etwas ambitioniert bezeichnen. Roche strebt nämlich ein Umsatzwachstum zu konstanten Wechselkursen im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich an. Beim Kerngewinn je Titel soll das Wachstum weitestgehend jenem beim Umsatz entsprechen. Ob dies nach einem Umsatzrückgang um fünf Prozent in den ersten neun Monaten noch realistisch ist, dürfte sich im Schlussquartal zeigen.