Der Genussschein (GS) von Roche sinkt im frühen Handel bis 1,4 Prozent auf 275,75 Franken. Damit kommt der Kurs dem Corona-Tiefstand von 266 Franken vom 12. März 2020 immer näher.

Der Pharma- und Diagnostik-Konzern hatte in den letzten drei Jahren mit seinen Covid-19-Produkten sehr gute Geschäfte gemacht. Das hatte zur Folge, dass der Genussschein im April 2022 bis auf die Rekordmarke von 404 Franken stieg. Damit ist nun jedoch Schluss. Roche rechnet für 2023 mit einem Einbruch der Corona-Umsätze um rund 5 Milliarden Franken.

Der Abschwung hatte bereits im vergangenen Jahr eingesetzt, allerdings noch deutlich weniger ausgeprägt, wie der Konzern am Donnerstag bekannt gab. So ging in der Diagnostics-Division der Umsatz mit Covid-Tests um 0,6 Milliarden zurück. Trotz der Abnahme betrugen die Verkäufe aber noch immer 4,1 Milliarden Franken. In der Pharma-Sparte verminderten sich 2022 die Verkäufe von Covid-19-Medikamenten um rund 0,5 Milliarden.

Die Roche-Führung gibt sich zuversichtlich, dass der Rückgang der Covid-19-Umsätze im laufenden Jahr in beiden Divisionen weitgehend durch mit Wachstum in anderen Bereichen kompensiert werden kann.

Leichte Umsatzsteigerung im 2022

Insgesamt legte der Umsatz von Roche 2022 um 1 Prozent auf 63,3 Milliarden Franken zu. Zu konstanten Wechselkursen betrug das Wachstum 2 Prozent und lag damit im Rahmen der Management-Erwartungen, die von einem stabilen bis prozentual niedrigen einstelligen Wachstum ausgegangen sind.

Während die Pharmasparte mit 45,6 Milliarden 1 Prozent mehr umsetzte, blieben die Umsätze im Diagnostik-Geschäft stabil bei 17,7 Milliarden Franken. Die Sparte hatte 2021 mit den zahlreichen Corona-Tests überdurchschnittlich stark von der Pandemie profitiert.

Den Konzerngewinn beziffert Roche auf 13,5 Milliarden Franken nach 14,9 Milliarden im Vorjahr. Das operative Kernergebnis, das Analysten als Richtgrösse nutzen, stieg um 1 Prozent.

Die ausgewiesenen Umsatz-Zahlen liegen in etwa im Rahmen der durchschnittlichen Analystenschätzungen. Auf Gewinnseite fallen sie dagegen etwas tiefer aus. Roche will die Ausschüttung um 0,20 auf 9,50 Franken je Titel anheben.

Der Pharmariese stellt sich wegen weiter erodierende Verkäufe von Covid-Tests und -Arzneien auf einen Umsatz- und Gewinnrückgang ein. Unter Ausschluss von Wechselkursschwankungen dürften die Verkaufserlöse im laufenden Jahr um einen niedrigen einstelligen Prozentbetrag zurückgehen. Für den um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn je Genusschein und Inhaberaktie strebt Roche eine Entwicklung an, die weitgehend dem Verkaufsrückgang entspricht. Die Dividende soll weiter angehoben werden.

Teresa Graham neue Pharmachefin

Roche hat zudem Teresa Graham zur neuen Pharmachefin und Mitglied der Konzernleitung ernannt. Sie übernimmt die Aufgabe per Anfang März.

Im letzten Dezember hatte der langjährige Pharmachef Bill Anderson seinen Abgang per Ende 2022 bekannt gegeben. In der Zwischenzeit leitet der designierte Konzernchef und frühere Chef der Diagnostics-Sparte, Thomas Schinecker, Roche Pharmaceuticals interimistisch.

Mit Graham hat Roche eine interne Lösung gefunden. Die 49-Jährige ist laut einer Mitteilung vom Donnerstag seit 2005 für das Unternehmen tätig, zuletzt war sie Leiterin Global Product Strategy der Sparte Pharmaceuticals. Davor habe sie unter anderem wesentliche Teile des Portfolios für die Roche-Tochter Genentech geleitet.

Gleichzeitig ernannte der Verwaltungsrat Levi Garraway, Chief Medical Officer und Executive Vice President von Global Product Development mit Sitz in South San Francisco, zum Mitglied der erweiterten Konzernleitung, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Der 54-jährige Garraway ist seit 2019 in der aktuellen Position für Roche tätig. Er und die neue Pharmachefin Graham werden an CEO Schinecker berichten, welcher im März den CEO-Job übernimmt.

(AWP/cash)