Die Messlatte war schon hoch gelegt - und doch schaffte es Roche, die Erwartungen der Analysten zu übertreffen. Der Pharmariese vermeldet im ersten Halbjahr ein Umsatzplus von acht Prozent auf rund 30 Milliarden Franken. Vor allem die Pharmasparte erwies sich einmal mehr als starker Umsatztreiber.
Medikamente wie Ocrevus, Hemlibra, Tecentriq oder Perjeta konnten die Rückgänge bei den durch Nachahmerprodukte belasteten Krebsmedikamenten mehr als wettmachen. Am Ende steht ein sattes Plus von 18 Prozent beim Reingewinn. Das alles führt dazu, dass Roche seine Prognose sowohl für den Umsatz als auch für den Gewinn für das Gesamtjahr anhebt.
Biosimilars als Knacknuss
Analysten trauen dem Pharmariesen diese Prognosen zu. Einen Risikofaktor sieht ZKB-Analyst Michael Nawrath in den weiter aufkommenden Biosimilars. Gemeint sind biotechnologisch hergestellte Nachahmerprodukte, die Roche-Konkurrenten herstellen können. Vor allem im wichtigen US-Markt "dürften erste Biosimilars zu Rituxan und Herceptin ab dem dritten Quartal und zu Avastin ab dem vierten Quartal Spuren hinterlassen", so Nawrath. Die grosse Unbekannte bleibe die Auffangkraft der Neuzulassungen, um auch über 2019 hinaus wachsen zu können.
Trotzdem ist der ZKB-Analyst insgesamt optimistisch. Denn: Die Verlagerung hin zu neurologischen Erkrankungen und der neuartigen Gentherapie weg vom Fokus auf Onkologie sei strategisch richtig.
Die Bank Vontobel sieht in der Anhebung der Prognose kurz vor der Einführung von Biosimilars in seiner wichtigen Onkologiesparte in den USA ein "starkes Zeichen" – Vor allem im Bezug auf Umsatzwachstum und stabile Margen in den kommenden Jahren, wenn die Erosion der Biosimilars stärker werden sollte. Vontobel setzt das Kursziel der Roche-Aktie auf 309 Franken, was etwa 15 Prozent über dem jetzigen Kurs liegt.
Kepler Cheuvreux verdirbt die Party
Noch optimistischer ist Goldman Sachs, die ein Kursziel von 320 Franken ausgeben. Die gute Stimmung verdirbt ein wenig Kepler Cheuvreux. Der Finanzdienstleister gibt ein Kursziel von 249 Franken aus. Die Analysten verweisen ebenfalls auf das Risiko von Umsatzeinbussen durch Biosimilars hin.
Zudem warnt Kepler Cheuvreux schon seit einigen Monaten vor einer Überhitzung des Schweizer Aktienmarktes. Allerdings waren die Titel der Pharma- und Nahrungsmittelindustrie bisher immer ausgenommen. Für Roche scheint das nun nicht mehr zu gelten.
Die Helvetische Bank sieht zudem Risiken, dass die steigenden Margen von Roche und anderen Pharmaunternehmen in der Politik – speziell in Übersee – zu Attacken auf die Medikamentenpreise führen könnte. Dennoch sieht die Bank Roche für Zukunft gut aufgestellt.