Nur wenige Tage nach Abschluss der milliardenschweren Übernahme von Spark Therapeutics (cash berichtete) stösst Roche tiefer ins lukrative Geschäft mit Gentherapien vor. Der Pharma- und Diagnostikkonzern geht eine Zusammenarbeit mit dem Santhera-Rivalen Sarepta auf dem Gebiet erblich bedingter Muskelschwäche ein.

Die Basler lassen sich die Rechte an der Gentherapie SRP-9001 zur Behandlung von Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) einiges kosten. Nebst einer Einmalzahlung in Höhe von 1,15 Milliarden Dollar erhält Sarepta darüber hinaus bis zu 1,7 Milliarden Dollar an Meilensteinzahlungen und Lizenzgebühren.

In Analystenkreisen lässt man sich nicht von diesen Kosten abschrecken. Die Zusammenarbeit mit Sarpeta habe zwar ihren Preis, mache aus Sicht von Roche aber durchaus Sinn, so lautet der Tenor.

Diese Ansicht scheinen auch die Anleger zu teilen, schreibt der Genussschein von Roche doch neue Kursrekorde. Nach einem Vorstoss bis auf 316,25 Franken gewinnt er zur Stunde noch 0,7 Prozent auf 315,85 Franken. Die bisherige Bestmarke vom Freitag liegt bei 313,60 Franken.

Den Pharmaanalysten der Bank Vontobel erstaunt die Zusammenarbeit mit Sarepta nach der Übernahme von Spark Therapeutics nicht. Er begrüsst, dass nun auch Roche das Geschäft mit Gentherapien für sich entdeckt hat und empfiehlt den Genussschein weiterhin mit einem Kursziel von 338 Franken zum Kauf.

Umsatzerosion bei den bestverkauften Medikamenten

Sein Berufskollege bei der Zürcher Kantonalbank zeigt ebenfalls sichtlich Gefallen an der Zusammenarbeit mit Sarepta, selbst wenn letztere nur um eine Kostenaufteilung der Entwicklung und den Vertrieb ausserhalb der USA vorsieht. Obwohl der ZKB-Analyst den von Roche bezahlten Preis als ziemlich hoch erachtet und die besagte Gentherapie noch nicht endgültig zugelassen ist, sieht er eine hohe Zulassungswahrscheinlichkeit sowie einen hohen Nutzen in der Therapie. Das Anlageurteil lautet wie bis anhin "Übergewichten".

Auch für andere Branchenkenner kommt der Vorstoss von Roche ins Geschäft mit Gentherapien nicht überraschend. Denn die bestverkauften Medikamente leiden zusehends unter einer Umsatzerosion. Betroffen sind vor allem die beiden Krebspräparate Rituxan und Herceptin. In Europa ging der Umsatz mit Rituxan im zurückliegenden dritten Quartal gegenüber der Vorjahresperiode um fast 29 Prozent, jener mit Herceptin sogar um 44 Prozent zurück. Mittlerweile sind auch im Schlüsselmarkt USA günstigere Nachahmermedikamente für Herceptin, Rituxan und Avastin erhältlich. Folglich sind auch dort in Zukunft rückläufige Umsätze zu erwarten.

In den vergangenen 12 Monaten konnte Roche den Umsatzrückgang bei den bestverkauften Medikamenten mit einem starken Wachstum bei jungen Präparaten wie Ocrevus, Tecentriq oder Hemlibra mehr als nur wettmachen. Den Baslern war es sogar möglich, dreimal in Folge ihre diesjährigen Zielvorgaben zu erhöhen. Mit dem Vorstoss ins Geschäft mit Gentherapien soll die Abhängigkeit von Herceptin, Avastin und Rituxan weiter verringert werden.

Zumindest aus Sicht der Aktionäre geht diese Strategie auf. Mit einem Kursplus von 29 Prozent konnte der Roche-Genussschein zumindest mit dem Swiss Market Index (SMI) Schritt halten. Seit Mitte November notiert das Indexschwergewicht über dem einstigen Rekordhoch von Ende 2014.