Seit Monaten wird Roche an der Börse als möglicher Profiteur der Covid19-Pandemie gefeiert. In der Diagnostik geht das Traditionsunternehmen aus Basel sowohl mit einem Blut- als auch mit einem Antikörpertest ins Rennen, bei der Behandlung von Patienten hingegen mit dem Medikament Actemra.

Bei der Wirksamkeit von Actemra werden nun allerdings erste Zweifel laut. Denn wie die italienische Gesundheitsbehörde AIFA meldet, schneidet das eigentlich als Arthritispräparat gedachte Medikament bei Patienten in einem frühen Stadium einer Covid19-bedingten Lungenentzündung sogar schlechter ab als die Standardtherapie.

Schneidet Actemra schlechter als die Standardtherapie ab?

Beobachtern zufolge stellt diese Entwicklung die mehrprozentigen Kursgewinne der Roche-Valoren der letzten Tage zumindest in Teilen in Frage. Nach einem frühen Vorstoss bis auf 341,25 Franken verliert der Genussschein mittlerweile ein Prozent auf 336,30 Franken. Beobachtern zufolge verhindern nur gute Studienergebnisse zum Krebsmedikament Tecentriq einen deutlicheren Rückschlag.

Anders präsentiert sich das Bild bei Actemra. Die Ergebnisse einer an 126 Patienten durchgeführten Studie in Italien fallen ziemlich ernüchternd aus. So hatte sich der Zustand bei 28,3 Prozent der Studienteilnehmer nach zwei Wochen verschlechtert. Bei der Standardbehandlung war das hingegen nur bei 27 Prozent der Fall. Deutliche Unterschiede gab es aber vor allem bei den Patienten, die auf die Intensivstation verlegt werden mussten. Mit Actemra waren es 10 Prozent, mit der Standardtherapie "nur" 7,9 Prozent. Bei der Sterblichkeit (3,4 Prozent gegenüber 3,3 Prozent) gab es hingegen keinen grossen Unterschied, wie aus Informationen der italienischen Gesundheitsbehörde hervorgeht.

Erfreuliche Neuigkeiten zum Krebsmedikament Tecentriq wiegen schwerer

In den Handelsräumen hiesiger Banken blickt man nun gespannt auf die Veröffentlichung der von Roche selber in Auftrag gegebenen Studie zum Einsatz von Actemra bei Covid19-Patienten. Ergebnisse der Studie sind allerdings erst im Sommer zu erwarten.

Für Analysten stehen am Donnerstagmorgen die erfreulichen Studienergebnisse des Krebsmedikaments Tecentriq in Kombination mit Chemotherapie auf dem Gebiet der Brustkrebsbehandlung im Vordergrund. Die Zürcher Kantonalbank traut Tecentriq einen Spitzenumsatz von jährlich 4,5 Milliarden Franken zu und die Bank Vontobel erhöht ihr Kursziel für den Genussschein von Roche sogar um einen auf 382 Franken. Die Zürcher Bank bleibt bei ihrer Kaufempfehlung.

Obwohl sich der Genussschein von Roche vom Zwischentief bei 320 Franken etwas nach oben lösen konnte, trennen das SMI-Schwergewicht noch immer gut fünf Prozent vom Rekordhoch von Ende April bei knapp 358 Franken. Seit Jahresbeginn errechnet sich immerhin ein Plus von acht Prozent.