Der Swiss Market Index (SMI) wies am Freitagvormittag zum ersten Mal seit Anfang April wieder mehr als 12'500 Punkte auf. Zu dem Sechs-Monate-Hoch trugen die Zuwächse der Börsenschwergewichte wesentlich bei. Seit Anfang Woche verbesserte sich der Genussschein von Roche um 13,7 Prozent und damit so stark wie kein anderer Titel des Leitindex; die Aktie von Novartis rückte 7,1 Prozent vor und die Valoren von Nestlé stiegen um 4,6 Prozent. Einzig Holcim verzeichnet seit Montag einen Verlust (minus 1,9 Prozent). 

Die Pharmawerte hoben Mitte Woche ab, als der US-Konzern Pfizer eine, wie es hiess, «historische» Vereinbarung mit der US-Regierung unter Präsident Donald Trump bekanntgab. Demnach soll Pfizer von Zöllen verschont bleiben, dafür aber die Arzneimittelpreise senken und seine Produkte über die Direktvertriebsplattform «TrumpRx» an die amerikanische Bevölkerung verkaufen.

Die Übereinkunft gilt als Vorlage für andere Pharmaunternehmen - was deren Valoren auf breiter Front beflügelte: Neben den Valoren von Roche und Novartis zogen in den letzten Handelstagen zum Beispiel auch jene von Astrazeneca und Sanofi markant an. Roche profitierte zudem von zwei Analystenprognosen. Zum einen: HSBC stufte die Genussscheine auf «Buy» von «Hold» und setzte das Kursziel neu bei 320 Franken an (zuvor: 285 Franken). Zum anderen: BNP Paribas hielt am Rating «Outperform» fest und zog das Preisziel auf 308 von 302 Franken hoch. Beide neuen Kursziele liegen über dem Schnitt der Analystenprognosen, der 301 Franken beträgt, sowie über der aktuellen Notierung des Roche-Bons, der zu 287 Franken gehandelt wird.

Nestlé: Wann wirkt sich der Wechsel an der Konzernspitze nachhaltig aus?

Die Aktien von Nestlé schlossen am Donnerstag erstmals seit Anfang September wieder bei mehr als 74 Franken. Für das dritte Quartal sagt die UBS ein organisches Umsatzwachstum von 4,1 Prozent voraus, was eine Verbesserung gegenüber dem zweiten Quartal darstelle, so der zuständige Analyst in einer Notiz vom Dienstag. Zudem seien Margenaussichten für 2026 gut, und zwar unter anderem wegen der gefallenen Kakaopreise und der Sparpläne des Lebensmittelkonzerns. 

Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy schreibt zudem, die kürzlich neu besetzte Konzernspitze habe «die Chance auf beschleunigtes Wachstum und die Möglichkeit, schwächelnde Geschäftsfelder wirksamer zu stärken». Dies, nachdem die Nachrichten in den vergangenen Jahren überwiegend negativ gewesen waren. Bertschy stuft Nestlé mit «Buy» ein und sieht das Kursziel bei 90 Franken.

Der Vontobel-Experte sagt auch: «Nestlé muss wieder in ruhigere Gewässer kommen und zu alter Grösse zurückfinden». Weitere Veränderungen seien wahrscheinlich, da das Unternehmen vor einer bedeutenden Neuausrichtung stehe.

Unterdessen bezweifelt Jefferies-Analyst David Hayes, dass CEO Philipp Navratil und der neue Präsident Pablo Isla in den kommenden Monaten Schlüsselprobleme des in Vevey beheimateten Konzern anpacken werden. Die Unsicherheit werde die Aktie belasten. Jefferies wertet Nestlé mit «Hold» und einen Preisziel von 77 Franken ein.

Das Abschneiden an der Börse in den zurückliegenden Tagen erscheint als eine zarte Pflanze, die noch einiges an Zuwendung bedarf. Über den Geschäftsgang im dritten Quartal und in den ersten neun Monaten des Jahres wird Nestlé Mitte Oktober berichten.

Reto Zanettin
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