Es werden die ersten Quartalszahlen sein, die der neue CEO Thomas Schinecker präsentiert. Dass die Umsätze tiefer als im Vorjahr ausfallen dürften, ist keine Überraschung. Roche hat im vergangenen Jahr und auch im Februar bei der Präsentation der Jahreszahlen immer wieder darauf hingewiesen, dass die nachlassenden Covid-Einnahmen sowie der anhaltende Druck durch Nachahmerprodukte die Umsatzentwicklung belasten werde. Die grosse Frage ist, wie gut die neueren Produkte sich entwickelt haben, um diese Einbussen abzufedern.

Vor allem aber hat das Roche-Management Analysten offenbar schon darauf vorbereitet, dass die Corona-bezogenen Umsätze in der Diagnostics-Sparte stärker als bislang gedacht gesunken sind. Nichtsdestotrotz dürfte aber die zugrundeliegende Entwicklung robust sein, heisst es etwa bei Morgan Stanley.

Mit Spannung warten Analysten unterdessen auf die Umsatzzahlen vom Augenmittel Vabysmo. Die Medizin zur Behandlung von Augenkrankheiten wie der altersbedingten feuchten Makuladegeneration (wAMD) dürfte nach Ansicht der Experten auf gutem Weg in Richtung Blockbuster sein, also Jahresumsätze von mehr als einer Milliarde erzielen.

Für das laufende Geschäftsjahr 2023 zeigte sich Roche Anfang Februar bei der Vorlage der Jahreszahlen eher vorsichtig. So geht der Konzern zu konstanten Wechselkursen von einem Rückgang der Umsätze im niedrigen einstelligen Prozentbereich aus. Der Kerngewinn je Titel dürfte ebenfalls im niedrigen einstelligen Prozentbereich zurückgehen.

Unter Ausklammerung der stark rückläufigen Covid-19-Verkäufe rechnet die Roche-Führung mit einem soliden zugrundeliegenden Verkaufswachstum in beiden Divisionen. Ausserdem ist die Gruppe weiter bestrebt, die Dividende in Schweizer Franken zu erhöhen.

Mit Blick auf die Belastungsfaktoren hatte Roche bislang wegen des rückläufigen Corona-Geschäftes mit einem Umsatzrückgang von etwa 5 Milliarden Franken gerechnet. Nachahmerprodukte für die altgedienten Blockbuster Avastin, Herceptin und Rituxan dürften die Umsätze um rund 1,6 Milliarden schmälern.

Seit der Vorlage der Jahreszahlen im Februar hat Roche vor allem mit kleineren Pipeline-Nachrichten von sich reden gemacht. So hat sich der Hoffnungsträger Vabysmo auch in der Behandlung von Patienten mit Netzhautverschluss (RVO) als wirksam erwiesen.

Aus der Onkologie-Pipeline hat der Konzern in den USA die Zulassung für den Ventana PD-L1 (SP263) Assay erhalten, der neu auch zur Bestimmung von Patienten mit Lungenkrebs (NSCLC) genutzt werden darf. In der Schweiz wiederum hat das Schweizerische Heilmittelinstitut (Swissmedic) Lunsumio zur Behandlung von Blutkrebs zugelassen.

Und erst vor wenigen Tagen ist die US-Zulassungsbehörde FDA der Empfehlung eines beratenden Ausschusses gefolgt und hat die Krebs-Kombinationstherapie aus Polivy (Polatuzumab vedotin-piiq) in Kombination mit Rituxan (Rituximab) plus Cyclophosphamid, Doxorubicin und Prednison (R-CHP) für die Behandlung von Patienten mit bisher unbehandeltem diffusem grosszelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL) zugelassen. "Nach einem behördlichen Schrecksmoment kann Roche nun damit beginnen, die fast 20-jährige klinische Praxis bei der Behandlung des diffusen grosszelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL) zu ändern", kommentierte eine Fachpublikation.

Die Roche-Bons hatten im bisherigen Jahresverlauf keinen einfachen Stand. Mit einem Minus von etwa 3 Prozent hinken sie dem SMI (+7%) klar hinterher. Bereits im Vorjahr entwickelten sich die Papiere unterdurchschnittlich, während die von Konkurrent Novartis deutlich besser abschnitten.

Die Erwartungen im Detail (Insgesamt haben acht Analysten zum AWP-Konsens beigetragen):

Q1 2023E

(in Mio Fr.)  AWP-Konsens zu Q1 2022

Umsatz Gruppe 14'795 16'445

Umsatz Pharma 10'983 11'159

Umsatz Diagnostics 3812 5286

(AWP)