Es riecht nach Ärger: Wie am frühen Dienstagmorgen einer Medienmitteilung von Roche ganz nebenbei entnommen werden kann, wurden dem Basler Pharma- und Diagnostikkonzern bisweilen nur 21 Prozent der ausstehenden Aktien von Spark Therapeutics angedient.

Das sind weniger als die vor gut zwei Wochen vermeldeten 26 Prozent. Anfang April waren es sogar knapp 30 Prozent. Was hinter dieser rückläufigen Entwicklung steckt, darüber lässt sich bloss spekulieren. Eine mögliche Erklärung liefert der von Roche in der Medienmitteilung benutzte Begriff "gültig". Vermutlich hatten Anfang April Aktionäre Aktien angedient, die sie - aus was für Gründen auch immer - eigentlich gar nicht mehr besitzen.

Ein Zeichen von Widerstand bei Spark Therapeutics

Wie dem auch immer sein möge. Fakt ist: Dass Roche bisweilen nur 21 Prozent der ausstehenden Aktien von Spark Therapeutics auf Sicher hat, lässt vermuten, dass der 4,3 Milliarden Dollar teure Firmenkauf in Gefahr sein könnte.

Schon bei dessen Bekanntgabe Ende Februar wurden Stimmen laut, das Übernahmeangebot werde dem kommerziellen und strategischen Wert von Spark Therapeutics nicht gerecht. Und das, obwohl dem milliardenschweren Kaufpreis ein letztjähriger Produktumsatz von gerade einmal 65 Millionen Dollar gegenübersteht. Roche lässt sich den Vorstoss ins zukunftsträchtige Geschäft mit Gentherapien damit einiges kosten.

Und der Kauf von Spark Therapeutics könnte sogar noch teurer werden. Denn Beobachter werten die rückläufige Anzahl angedienter Aktien als Zeichen dafür, dass sich im Aktionariat der Amerikaner Widerstand gegen die geplante Übernahme durch Roche regt. Das scheinen auch drei Aktionärsklagen gegen den Aufsichtsrat von Spark Therapeutics bestätigen zu wollen. Mit einer Nachbesserung des Angebots liesse sich den widerspenstigen Aktionären der Wind aus den Seglen nehmen. Die Basler müssten sich dann aber von den eigenen Aktionären den Vorwurf gefallen lassen, Spark Therapeutics überzahlt zu haben.

Auch Novartis negativ in den Schlagzeilen

Der Genussschein von Roche gibt seine Kursgewinne denn auch teilweise wieder ab. Zur Stunde gewinnt er noch 0,4 Prozent auf 259,10 Franken. Die frühen Tageshöchstkurse liegen bei 260,75 Franken.

Roche ist nicht das einzige Schwergewicht aus dem Swiss Market Index (SMI), das zuletzt in die Schlagzeilen geriet. Am späten Montagnachmittag stand die Aktie des Platzrivalen Novartis unter Verkaufsdruck, nachdem mehr als 40 US-Bundesstaaten eine Klage gegen fast zwei Duzend Generikaproduzenten eingereicht hatten. Den Generikaproduzenten, unter ihnen auch der Novartis-Tochter Sandoz, werden Preisabsprachen vorgeworfen. Es geht um Milliarden von Dollar, die Patientinnen und Patienten in den USA über Jahre hinweg zu viel bezahlt haben sollen (cash berichtete).