Roche kann im Schlussquartal nicht ganz an die starke Geschäftsentwicklung der ersten neun Monate anknüpfen. Auf das Gesamtjahr betrachtet wächst der Gruppenumsatz deshalb "nur" um 8 Prozent. Das schlägt sich in einem um 10 Prozent höheren operativen Kerngewinn sowie in einem gar um 16 Prozent höheren Kerngewinn nieder.

Auf den ersten Blick sind das zwar ziemlich ansprechende Wachstumsraten. Allerdings hatten sich viele Analysten nicht nur beim Umsatz, sondern auch beim operativen Kerngewinn mehr erhofft.

Ähnliches lässt sich über die Jahresdividende sagen. Mit 9 Franken je Inhaberaktie/Genussschein bewegt sich diese am ganz unteren Ende der Erwartungsbandbreite. Während der Zahlenkranz und die Dividende für leicht enttäuschte Gesichter sorgen, lassen die Zielvorgaben für 2020 keine (Anleger-)Wünsche offen.

Den Zielvorgaben dürfte zu verdanken sein, dass der Roche-Genussschein nach einem frühen Rücksetzer bis auf 319,45 Franken mittlerweile sogar um 1,1 Prozent auf 329 Franken zulegen kann.

Schätzungen für das Schlussquartal rückblickend etwas zu ehrgeizig

Analysten zufolge hat sich Roche zwischen Oktober und Dezember bei den zukünftigen Wachstumstreibern wie Ocrevus, Hemlibra oder Tecentriq sehr gut geschlagen. Bei allen drei Medikamenten übertrifft der Absatz die Erwartungen. Als enttäuschend werden hingegen die Verkäufe bei den "grossen Drei" Rituxan, Avastin und Herceptin bezeichnet. Das gilt insbesondere für die vom Verlust des Patentschutzes betroffenen beiden Krebspräparate Herceptin und Avastin.

Das deutlich besser als erwartete Abschneiden beim Kernreingewinn erklären sich die beiden US-Investmentbanken Jefferies und Goldman Sachs mit einer Einigung mit den Behörden und einer damit verbundenen Steuergutschrift. Dieser einmalige Effekt dürfte ab dem laufenden Jahr wohl wieder wegfallen. Beide US-Investmentbanken raten mit Kurszielen zwischen 354 und 370 Franken zum Kauf des Genussscheins.

Die Zürcher Kantonalbank räumt ein, dass die bankeigenen Schätzungen für das Schlussquartal rückblickend etwas zu ehrgeizig waren. Nichtsdestotrotz habe Roche Wort gehalten und sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Kerngewinn die an sich selber gesteckten Ziele erreicht. Der Zürcher Kantonalbank zufolge zeugen die neuen Jahresvorgaben von Zuversicht. Ihr Anlageurteil für den Genussschein lautet denn auch weiterhin "Übergewichten".

Stapelt Roche auch zu Beginn dieses Jahres tief?

Als Roche im Januar letzten Jahres die Zielvorgaben für 2019 kommunizierte, sorgten diese zuerst einmal für enttäuschte Gesichter. Rasch war allerdings klar, dass die Basler im Zusammenhang mit dem Verlust des Patentschutzes auf den beiden umsatzstarken Medikamenten Rituxan und Herceptin absichtlich tiefstapelten. Im weiteren Jahresverlauf wurden die Zielvorgaben denn auch mehrere Male in Folge erhöht.

Für 2020 strebt Roche zu konstanten Wechselkursen ein Umsatzwachstum im tiefen bis mittleren einstelligen Prozentbereich sowie ein Wachstum beim Gewinn je Aktie/Genussschein in ähnlicher Höhe an. Gerade beim Gewinnwachstum hatten sich die Analysten mit durchschnittlich 6 Prozent einiges mehr erhofft.

Zur Erinnerung: Der Erzrivale Novartis stellt den Aktionären ein im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich liegendes Umsatzwachstum sowie einen Anstieg des operativen Kerngewinns im hohen einstelligen bis tiefen zweistelligen Prozentbereich in Aussicht.

Anders als Roche rapportiert Novartis nicht in Franken, sondern in Dollar. Doch selbst im Wissen um diesen kleinen, aber feinen Unterschied dürfte Novartis im laufenden Jahr rasanter unterwegs sein. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass Roche erneut eher tiefstapelt und das letzte Wort bei den diesjährigen Zielvorgaben wohl noch nicht gesprochen ist.