Es ist fast schon langweilig: Egal, um welches Uhrenthema es geht, immer ist Rolex, die Übermarke aus Genf, der mit Abstand dominierende Faktor. Marktanteile auf dem Neumarkt? Rolex gehört die Krone. Anteil am Secondhand-Markt? Ohne Rolex wäre das Geschäft bloss halb so gross. Länge der Wartelisten? Bei keiner Marke sind sie länger als bei dem Unternehmen von Chef Jean-Frédéric Dufour, das der gemeinnützigen Hans-Wilsdorf-Stiftung gehört.

Wenig überraschend ist es daher, dass Rolex auch die Marke ist, die in den Sammlungen von Uhrenfans mit Abstand am meisten vertreten ist. Mehr als 36 Prozent aller Uhrensammler haben in ihrem Portfolio mindestens eine Rolex (siehe Grafik). Das geht aus den Daten der weltgrössten Uhrendatenbank, jener des Secondhand-Händlers Chrono24, hervor.

Daten zu Uhren im Wert von 50 Milliarden Dollar

Nun mögen skeptische Geister zu Recht einwenden, dass Chrono24 nur einen Ausschnitt des gesamten Uhrenmarktes zeigen würde. Das ist zweifellos korrekt. Aber: Die Daten stammen aus einem Sample von 3,7 Millionen registrierten Uhren von 1,3 Millionen Chrono24-Usern, die ihre Sammlungen online erfasst haben, um deren Wertentwicklung zu verfolgen. Hinzu kommt: Das Sample untersucht Uhren im Wert von knapp 50 Milliarden Dollar. Und das wiederum entspricht rund 7 Prozent des Wertes aller Uhren, die weltweit im Umlauf sind. Dieser Wert wird von der Schweizer Uhren-Beratungsfirma Luxeconsult auf knapp 750 Milliarden Dollar geschätzt.

Kurz: Die Daten, die Chrono24 in Zusammenarbeit mit dem Ökonomie-Professor und Uhrenfan Brendan Cunningham präsentiert, sind nicht nur aussagekräftig, sondern durchaus repräsentativ. Schauen wir also genauer hin.

Auffällig ist neben der Dominanz von Rolex zunächst, dass im Schnitt bloss zwölf Marken in drei Viertel aller Sammlungen vertreten sind. Umgekehrt bedeutet das: Die allermeisten Uhrenmarken aus der Schweiz, Japan, England, Deutschland oder den USA – es sind weit über 300 – geniessen bloss eine Nischenaufmerksamkeit. Und darunter sind namhafte Grössen: Breguet, Blancpain, Longines, Tissot. Oder Girard-Perregaux und A. Lange & Söhne.

Bemerkenswert ist ausserdem, dass Cartier bei den beliebtesten Sammlermarken bloss im unteren Spitzenfeld vorkommt. Nur etwas über 2 Prozent der Uhrensammler haben eine Cartier im Portfolio. Das ist deshalb erstaunlich, weil Cartier 2021 Omega im Geschäft mit neuen Uhren überholt hat und mit einem Umsatz von 2,4 Milliarden Franken die zweitgrösste Schweizer Uhrenmarke ist.

Tudor: Aus der Schamecke in die Herzen der Sammler

Dann erstaunt, wie beliebt die Marke Tudor bei Sammlern ist. Jahrzehntelang stand die Rolex-Tochter im Schatten der Mutter, wurde als "Rolex für Arme" verunglimpft und startete erst in den letzten zehn Jahren richtig durch. Offenbar direkt in die Herzen von Sammlern.

Überraschend ist zudem, dass weltweit gehypte Marken wie Audemars Piguet, Patek Philippe und Richard Mille entweder unerwartet tiefe Anteile in den Sammler-Portfolios ausweisen oder – wie im Fall von Richard Mille – nur in Kleinstnischen Anklang finden. Sicher: Das hat zweifellos mit den hohen Preisen zu tun, die solche Marken für ihre Zeitmesser verlangen. Bedenkt man aber den steilen Aufstieg von Richard Mille oder das starke Wachstum von Audemars Piguet in den letzten Jahren, bleiben die tiefen Portfolio-Anteile doch überraschend.

Zudem scheinen japanische Zeitmesser aus dem Hause Seiko – mit den Marken Seiko und Grand Seiko – sehr beliebt zu sein. Und das scheint (siehe Grafik weiter unten) nicht nur in Asien der Fall zu sein, sondern auch in Europa und den USA.

Omega, die Nummer zwei: Die ewige Nummer zwei?

Schliesslich Omega, die Nummer zwei in den Portfolios der Uhrenfans: Die wichtigste Marke der Swatch Group erfreut sich überall grosser Beliebtheit, kommt aber im Sample von Chrono24 nur in den nordischen Ländern auf zweistellige Werte (siehe Grafik unten). Und steht überall deutlich im Schatten von Erzrivale Rolex.

In Hongkong und Japan sind die Uhrenportfolios am wertvollsten

Statistisch übrigens bestehen die untersuchten Portfolios je aus 6,2 Uhren. Ihr Wert ist in Hongkong mit über 77’000 Euro am höchsten, in Schweden mit knapp 23’000 Euro am tiefsten. Mit einem Wert-Median von rund 45’000 Euro sind Schweizer Sammler die einzigen, die mit Uhrenfans in Asien mithalten können (siehe Grafik unten).

Dieser Artikel erschien zuerst auf Handleszeitung.ch, unter dem Titel: "Nur Rolex und Omega stehen bei Sammlern hoch im Kurs".