Die Beteiligung von US-Präsident Donald Trumps Schwiegersohn Jared Kushner an der geplanten feindlichen Übernahme von Warner Bros Discovery wirft Experten zufolge ethische Fragen auf. «Wenn Sie eine Vorlesung über Interessenkonflikte halten würden, wäre dies das Paradebeispiel dafür», sagte Nell Minow, Mitgründerin der Beratungsfirma ValueEdge, am Dienstag. Präsident Trump sollte sich aus diesem Bieterwettstreit heraushalten.

Der Unterhaltungskonzern Paramount Skydance hatte am Montag ein 108,4 Milliarden Dollar schweres, feindliches Übernahmeangebot für den Rivalen Warner Bros vorgelegt. Das Geld hierfür kommt unter anderem von Kushners Beteiligungsfirma Affinity Partners. Mit der Offerte will Paramount den Streamingdienst Netflix ausstechen. Dieser hatte zuvor nach einem wochenlangen Bieterwettstreit die Übernahme grosser Teile von Warner Bros für 72 Milliarden Dollar bekannt gegeben. Daraufhin hatte Trump angekündigt, sich in kartellrechtliche Prüfung des Falls einschalten zu wollen.

Am Montag hatte der US-Präsident betont, er habe nicht mit Kushner über Warner Bros gesprochen. Netflix und Paramount seien keine «Freunde von ihm». Kushner hat zwar keine offizielle Rolle in der US-Regierung, war aber an den Friedensbemühungen in Nahost beteiligt. Seine Firma Affinity hatte während Trumps Wahlkampf im vergangenen Jahr umfangreiche Mittel bei Investoren aus der Region eingesammelt. Weder die US-Regierung noch Affinity waren zunächst für eine Stellungnahme zu erreichen.

Eine Übernahme von Warner Bros steht Experten zufolge vor hohen kartellrechtlichen Hürden. Paramount und Warner gehören wichtige Hollywood-Filmstudios. Bei einem Zusammenschluss von Netflix und Warner stünde das Streaming-Geschäft unter verschärfter Beobachtung. 

(Reuters)