Für die Aktien der R&S Group gibt es derzeit kein Halten: Nach dem 25-prozentigen Kursverfall am Donnerstag, sinken sie am Freitag zeitweise um weitere 5,6 Prozent auf 17,76 Franken. Gegen 11 Uhr notieren die Titel auf 18,50 Franken. Dieses Niveau entspricht einem Sieben-Monate-Tief. Zwischenzeitlich wurden die Valoren des Transformatorenherstellers zu über 40 Franken handelt, kamen ab Mitte August ins Rutschen und wurden am gestrigen Donnerstag von einer Gewinnwarnung des Managements erfasst.
Neu erwartet das Unternehmen mittelfristig ein jährliches Umsatzwachstum von 8 bis 12 Prozent. Zuvor wurde ein Wert im Bereich von 10 bis 13 Prozent angestrebt. Gleichzeitig peilt R&S eine EIBTDA-Marge zwischen 19 und 21 Prozent an. Zuvor lautete das Ziel «rund 20 Prozent», allerdings bezog sich dieses Ziel bisher auf den EBIT. Mit dem Wechsel werde die Vergleichbarkeit der einzelnen Jahre unabhängig von der Höhe der Investitionen verbessert, heisst es dazu.
Als Grund für die defensiver formulierten Ziele werden fehlende Installationskapazitäten bei einem Teil der Kunden angegeben. Die Meldung erstaunt. Denn die strukturellen Nachfragetreiber seien weiterhin intakt, schreibt die Helvetische Bank (HB) in einem Kommentar. Zu diesen Treibern zählen die Energiewende, die Dekarbonisierung, die Netzerneuerung sowie das zügige Aufkommen von Rechenzentren, wie die Analysten ausführen.
Sie hatten die R&S-Aktie Anfang Oktober aus der Favoritenliste der Mid- und Small Caps entfernt. Seit der Aufnahme im März 2025 bei 18,75 Franken hätten die Titel einen guten Performancebeitrag geleistet. Aber zusammen mit den gestiegenen Konsenserwartungen für 2025 und 2026 hatte sich das Potenzial für positive künftige Überraschungen den Augen der HB-Experten reduziert. «Allerdings hatten wir auch nicht mit einer Gewinnwarnung in diesem Ausmass gerechnet», schreiben sie weiter und sehen momentan und trotz des markanten Kursrückgangs keinen günstigen Einstiegspunkt: «Wir würden mit Blick auf 2026 weiterhin an der Seitenlinie verbleiben».
Auch Kepler Cheuvreux äussert sich klar: Der neue CEO habe eine drastische Gewinnwarnung für 2025 und 2026 sowie auch die mittelfristigen Ziele herausgegeben. Diese Überraschung werfe nun grosse Fragezeichen in Bezug auf die Nachhaltigkeit der Führung, des Wachstums und der Margen auf. Der Experte zeigt sich zudem besorgt über die abflachende Gewinnentwicklung, die Nachhaltigkeit der Preisgestaltung und den bemerkenswert geringen Anteil wiederkehrender Umsätze, welche eine Konjunkturschwankung abfedern könnten. Das Kursziel von Kepler Cheuvreux für R&S lautet neu 20 Franken (zuvor: 28 Franken). Das «Hold»-Rating wurde bestätigt.
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