Die Bruttomonatsverdienste von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einschliesslich Sonderzahlungen legten um 3,5 Prozent zu, die Verbraucherpreise mit 6,9 Prozent aber deutlich stärker. Damit sanken die Reallöhne im Rekordtempo von 3,1 Prozent und bereits das dritte Jahr in Folge, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Eine frühere Schätzung hatte sogar ein Minus von 4,1 Prozent ergeben, wurde aber nun deutlich nach unten korrigiert.
Das wurde notwendig, weil die Inflationsrate für das vergangene Jahr neu berechnet wurde. Der zur Preisermittlung herangezogene Warenkorb wurde auf die Konsumgewohnheiten aus dem Jahr 2020 umgestellt, bislang diente 2015 als Basis. Dadurch wurde die Inflationsrate deutlich nach unten korrigiert - nämlich von 7,9 auf 6,9 Prozent, weil die zuletzt stark verteuerte Energie im neuen Warenkorb weniger Gewicht hat.
"Nach wie vor handelt es sich um den höchsten Anstieg der Nominallöhne bei gleichzeitig stärksten Reallohnverlust für die Beschäftigten, der seit Beginn der Zeitreihe 2008 in Deutschland gemessen wurde", betonten die Statistiker. Während 2020 insbesondere der vermehrte Einsatz von Kurzarbeit wegen der Corona-Pandemie zur negativen Nominal- und Reallohnentwicklung beigetragen hatte, zehrte 2021 und 2022 die hohe Inflation den Nominallohnanstieg auf. Zuletzt fiel die Entwicklung ebenfalls negativ aus: Im vierten Quartal 2022 sanken die Reallöhne um 3,7 Prozent.
Die hohe Inflation dürfte der Bundesbank zufolge auch wegen hoher Tarifabschlüsse noch eine Weile anhalten. "Spürbare Zweitrundeneffekte auf die Preise sind absehbar", heisst es im aktuellen Monatsbericht. "Sie tragen dazu bei, dass die Inflationsrate über einen längeren Zeitraum deutlich über dem mittelfristigen Ziel von zwei Prozent für den Euroraum bleiben wird." Viele Ökonomen befürchten, dass die Unternehmen wegen höherer Personalkosten ihre Verkaufspreise weiter anheben könnten.
(Reuters)