Logitech-Finanzchef "Chuck" Boynton verlässt das Lausanner Unternehmen schon per Mitte Mai auf eigenen Wunsch. Das geht am Montagmorgen aus einer Mitteilung an Medien hervor. Ein Nachfolger steht noch nicht fest. Das wiederum lässt erahnen, dass der Entscheid des Noch-Finanzchefs für den Verwaltungsrat ziemlich überraschend kommt.

Boynton war erst vor gut einem Jahr zu Logitech gestossen. Nun will er sich neuen Herausforderungen stellen. Um möglichen Spekulationen vorzugreifen, bestätigen die Lausanner die bisherigen Finanzziele fürs Geschäftsjahr 2023/24. Dennoch wirft der Rücktritt in hiesigen Börsenkreisen ziemlich hohe Wellen.

Börse reagiert verunsichert

Nach einem Rücksetzer auf 76,70 Franken verliert die Logitech-Aktie zur Stunde noch immer 8 Prozent auf 77,50 Franken. Noch am Freitagnachmittag war die Aktie bei 84,40 Franken auf den höchsten Stand seit Oktober 2021 gestiegen. Auch das deutet darauf hin, dass der Entscheid Boyntons, sich karrieretechnisch neu zu orientieren, überraschend kommt.

Beobachter schliessen nicht aus, dass die Aktie im weiteren Tagesverlauf sogar noch stärker unter Druck gerät. Nichts scheue die Börse bekanntlich mehr als die Ungewissheit. Und wenn schon etwas für Ungewissheit sorge, dann, wenn ein Finanzchef seinen neuen Arbeitgeber nach gerade einmal etwas mehr als einem Jahr überraschend wieder verlasse, wie es weiter heisst.

UBS widerspricht bei der Aktie der Bank Vontobel

Auch für Vontobel kommt der Rücktritt des Finanzchefs überraschend. Wie die Zürcher Bank schreibt, könnte die zeitliche Nähe zur Verpflichtung von Hanneke Faber als Firmenchefin und der anstehenden Kommunikation neuer Mittelfristziele für Verunsicherung sorgen. Vontobel hatte erst kürzlich das Kursziel auf 95 Franken angehoben und die Kaufempfehlung bestätigt.

Unabhängig von den personellen Neuigkeiten erhöht die UBS ihr 12-Monats-Kursziel für die Aktie auf 58 (zuvor 53) Franken. An der Verkaufsempfehlung hält die Grossbank indes fest und argumentiert dabei mit den gedämpften Wachstumsaussichten sowie mit künftigen Wettbewerbs- und Technologierisiken.

Wie einem Kommentar aus den Handelsräumen der Credit Suisse entnommen werden kann, ist der Investors-Relations-Verantwortliche Nate Melihercik, er wechselte vor gut zwei Jahren zu Logitech, ab Mitte Mai der "Dienstälteste" im Top-Management des Unternehmens, gefolgt vom Chief Operating Officer Prakash Arunkundrum (1,2 Jahre). Dass die diesjährigen Finanzziele mit der Bekanntgabe des Finanzchef-Rücktritts bestätigt werden, dürfte die negativen Folgen für die Aktie etwas dämpfen, so die Autoren weiter. Auch in den Handelsräumen der UBS-Tochter wird die Aktie mit "Sell" eingestuft.

Nun kommen auch noch Personalrochaden hinzu

Bei Kepler Cheuvreux richtet man den Blick bereits auf den Frühsommer. Eigentlich will Logitech dann einen Investorentag durchführen. Der Broker ist sich nach dem Rücktritt des Finanzchefs nun aber nicht sicher, ob der Anlass so überhaupt durchgeführt werden kann. Erst müsse ein Nachfolger gefunden werden, bevor das Unternehmen glaubwürdige neue Mittelfristziele kommunizieren könne. Am "Hold" lautenden Anlageurteil und am Kursziel von 82 Franken ändert sich bei Kepler Cheuvreux vorerst nichts.

Zu den wirtschaftlichen und geopolitischen Gegenwinden und Unwägbarkeiten sehe sich Logitech nun auch noch mit Personalrochaden konfrontiert, wie die Basler Kantonalbank schreibt. Unter Einbezug sämtlicher Kriterien kommt das Kursziel unverändert bei 78 Franken zu liegen. Die Aktie wird von der zuständigen Analystin wie bis anhin mit "Marktgewichten" eingestuft.