Ernüchternde Aussagen des US-Rückversicherungsbrokers Willis Re zur Prämiengestaltung (cash berichtete) hatten es vermuten lassen: Der Schweizer Rückversicherungskonzern Swiss Re verfehlt die Markterwartungen im zweiten Quartal deutlich.

Nicht nur bei den verdienten Prämien, auch beim Reingewinn werden selbst die pessimistischsten Schätzungen verfehlt. Dasselbe gilt für das den Aktionären zurechenbare Eigenkapital. Das Unternehmen selber macht Anpassungen bei den Rechnungslegungsvorschriften nach US-GAAP für den Gewinnrückgang gegenüber der ersten Hälfte letzten Jahres verantwortlich.

Trotz dieser Begründung wird die Swiss-Re-Aktie an der Schweizer Börse SIX zur Stunde mit einem Minus von 2,9 Prozent auf 87,42 Franken abgestraft. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 87,34 Franken.

In einer ersten Stellungnahme macht die Deutsche Bank negative Währungseinflüsse sowie die neuen Rechnungslegungsvorschriften für die verfehlten Markterwartungen verantwortlich, wobei gerade die Rechnungslegungsanpassungen eigentlich auf der Hand hätten liegen müssen. Wie der Autor weiter schreibt, entwickelte sich das operative Geschäft auf das zweite Quartal bezogen erwartungsgemäss. Er hält deshalb sowohl am "Hold" lautenden Anlageurteil als auch am Kursziel von 101 Franken fest.

Pläne rund um einen Börsengang von ReAssure kommen gut an

Sein Berufskollege bei Baader-Helvea macht hingegen die verhalteneren Gewinnströme aus den Bereichen Corporate Solutions und Life Capital für die Ergebnisenttäuschung verantwortlich. Die mit Abstand wichtigste Sparte, Nicht-Leben-Rückversicherung, habe die Erwartungen zumindest knapp erfüllt, so ergänzt der Analyst.

Den geplanten Börsengang von ReAssure begrüsst er, dürfte das Mutterhaus Swiss Re mit diesem Schritt doch unrentables Eigenkapital freisetzen. Angesichts der starken Eigenkapitaldecke und der dadurch guten Dividendenaussichten stuft der Analyst die Swiss-Re-Aktie mit "Buy" und einem Kursziel von 110 Franken ein.

Auch die Bank Vontobel begrüsst die Börsenpläne für ReAssure. Die Zürcher Bank sieht dadurch nicht nur Eigenkapital freiwerden, sondern rechnet auch mit einer zusätzlichen Ausschöpfung des Wertpotenzials dieses Geschäftszweigs. Der verantwortliche Analyst geht trotz durchzogenem Halbjahresergebnis nur von geringfügigen Anpassungen seiner Schätzungen aus und empfiehlt die Aktie wie bis anhin mit "Buy" und einem Kursziel von 103 Franken zum Kauf.

Die UBS nimmt den Zahlenkranz zwar zum Anlass, um das 12-Monats-Kursziel auf 88 (zuvor 83) Franken anzuheben. Dennoch hält die Grossbank an der "Sell" lautenden Verkaufsempfehlung fest.

Erneuerungsrunde nur mit geringfügigen Prämiensteigerungen

Neben dem Quartalsergebnis umfasst die Medienmitteilung von Swiss Re am Freitag auch Aussagen zur Juli-Erneuerungsrunde sowie zum Neugeschäft seit Januar. Diese Aussagen lassen nur auf etwas höhere Prämienansätze schliessen, was angesichts der kostspieligen Naturkatastrophen vom letzten Sommer eher überrascht.

Wirbelstürme an der Südostküste der USA und verheerende Erdbeben in Mexiko schmälerten beim Rückversicherungskonzern den letztjährigen Gewinn um gut 3,6 Milliarden Dollar. Branchenkennern zufolge lassen Überkapazitäten in der Rückversicherungsindustrie keinen deutlichen Anstieg der Prämienansätze zu.

Aus Sicht der MainFirst Bank könnten die Aussagen zur Juli-Erneuerungsrunde bei einigen Anlegern für enttäuschte Gesichter sorgen.