Sie hob ihn am Freitag überraschend kräftig um einen vollen Punkt auf 8,5 Prozent an. Die von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Experten hatten lediglich eine Anhebung auf ein Niveau von 8,0 Prozent auf dem Radar. Die Notenbank hält sich zudem die Option offen, die Geldpolitik im September weiter zu straffen. Auch wenn die Teuerungsrate zuletzt unter der von der Zentralbank angestrebten Marke von 4 Prozent blieb, sehen die Währungshüter Inflationsgefahren.

Ein Grund ist die Schwäche der Landeswährung Rubel, die im Zuge der Wirren des Aufstands der Wagner-Söldner Ende Juni weiter an Aussenwert eingebüsst hat. Experten gehen davon aus, dass dadurch die Preise für Waren und Dienstleistungen über die Sommermonate stärker anziehen dürften.

Der Rubel zog zum Dollar nach dem Zinsentscheid um 0,15 Prozent an. Die Zentralbank macht sinkende Exporte und eine Erholung der Importe für die Schwäche des Rubels verantwortlich. Im Juni war die Zahlungsbilanz Russlands zum ersten Mal seit 2020 negativ. Die Notenbank rechnet damit, dass die Inflationsrate dieses Jahr bei 5,0 bis 6,5 Prozent landen wird und erst 2024 zum Stabilitätsziel von vier Prozent zurückkehren wird.

Die Währungshüter haben mit einer flexiblen Zinsreaktion massgeblich dazu beigetragen, die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Konflikts und der westlichen Sanktionen gegen Russland abzupuffern. Die Zentralbank hatte die Zinsen seit vergangenem September bei 7,5 Prozent belassen. Sie hatte wenige Tage nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine unter dem Eindruck der massiven Sanktionen des Westens und des Kursabsturzes des Rubel den Leitzins von 9,5 Prozent auf 20 Prozent erhöht und später schrittweise wieder gesenkt.

(Reuters)